DAYTRIPPER

Fábio Moon, Gabriel Bá

„Als der Krebs [...] ihn schließlich besiegte, war der 89-jährige Schlomo Lemer 274 mal verliebt gewesen. Von jeder seiner Geliebten hatte der berühmte Maler ein Porträt angefertigt. Die Kritiker priesen sein Werk einhellig, doch ob sein Ruhm der lebenslangen Hingabe an die Malerei geschuldet war oder einzig der Tatsache, dass jedes der Bilder den Titel ‚Lola‘ trug, darüber herrschte Uneinigkeit.“ In Brasilien ist es üblich, Verstorbene nicht nur mit einer einfachen Todesanzeige, sondern mit einem Kurzprosa-Nachruf in der Zeitung zu würdigen.

Viele Zeitungen beschäftigen einen Mitarbeiter, der nur dafür zuständig ist. Hauptprotagonist Brá ist zu Beginn der Geschichte einer dieser Nachrufschreiber. Dessen Leben erzählt „Daytripper“ von der Geburt bis zum Greisenalter.

Nicht kontinuierlich, sondern mit Zeitsprüngen und eingebauten Traumsequenzen. Eines haben die zehn Kapitel gemein: An ihrem Ende stirbt Brá. Erfolg, Scheitern, Freundschaft, Liebe, Familie, Beruf, Isolation, nahezu alle denkbaren Themen des menschlichen Daseins werden dabei angestoßen.

Manchmal passiert aber einfach zu viel auf einmal: Geburt, große Feiern, Tod, das lässt die Geschichte phasenweise soapmäßig konstruiert wirken. Aber „Daytripper“ hat auch gute Momente: Besonders die Handlungsstränge mit Brás bestem Freund Jorge verfügen über emotionalen Tiefgang.

Hat die Platzierung in der New York Times-Bestsellerliste was zu sagen? Eigentlich nicht. Der heimliche Hauptdarsteller dieses Buchs, der Tod, kommt oft unerwartet, manchmal zu früh oder unverschuldet, wird manchmal auch herbeigesehnt oder provoziert.

Aber er kommt. So viel ist nicht erst seit dieser Graphic Novel klar. Hier ist er nur sehr oft bunt und mit feinem Strich gezeichnet abgebildet.