PUNXELATED

# 2

Marc Gärtner ist einer der wenigen Fotografen, die es schaffen, das unstillbare Verlangen zu erwecken, eine Band live sehen zu müssen, obwohl ich von ihnen keinen einzigen Song kenne, geschweige denn vorher überhaupt den Bandnamen.

Wer nach Bildern wie bei denen von Mikey Erg oder TORCHE keine Lust bekommt, in vorderster Reihe zu stehen, gehört mit großer Wahrscheinlichkeit zur Spezies Schreibtischtäter-Sesselfurzer, die Musik als reine Geldanlage betrachten.

Statt wie andere Leute teure Hochglanzbücher zu veröffentlichen, gibt es hier nun die zweite Ausgabe auf edlem Papier. Im Gegensatz zu vielen Internetbildern glänzt Punxelated einmal mehr mit der völligen Abwesenheit von unscharfen Kleinstbildern in mieser Auflösung, auf die der Hobbyknipser aber trotzdem in Neonfarben sein übergroßes „Autofocus-Fotodesign-Logo“ gepinnt hat, ohne auch nur eine Sekunde lang einen Gedanken an die Gefahren von Augenkrebs verschwendet zu haben.

Hier ist jedes einzelne Foto ein kleines Meisterwerk, das Leuten wie mir nahelegt, die eigene Kamera auf einem Onlineportal zu verhökern, weil ich unwürdig bin, obwohl ich den produzierten Ausschuss nicht kenne.

Im Gegensatz zu manch einem Nervenarsch, der mit hundsteurer Ausrüstung und Rucksack bewaffnet wie ein Fels in der Brandung mittig vor der Bühne 500 Bilder alleine von der Vorgruppe schießt, um wenigstens ein brauchbares Bild zu erhalten (das er dann auf 200 x 300 Pixel runtersamplet, um anschließend sein dezentes Logo in Grellorange zu platzieren), wird es aber verschwindend gering ausfallen.

Für alle haptischen Menschen wie mich gibt es kaum etwas Schöneres, als ein Heft wie dieses in der Hand zu halten, das mit gelungenen Artikeln unter anderem über Teenage Bottlerocket und einem Interview mit dem Jerk Store-Fanzinemacher abgerundet wird.

Alles andere als eine unbedingte Kaufempfehlung wäre eine Lüge, die ich mir nie verzeihen würde.