SICK OF IT ALL

Scratch The Surface

Junge Ox-Leser bitte weghören respektive die nächsten Sätze überlesen: Bei Platten wie dieser frage ich mich, wo die letzten zwanzig Jahre geblieben sind. Gefühlt war es gestern, als das Majorlabel-Debüt der NYHC-Pioniere SICK OF IT ALL erschien, doch die Jahreszahl auf der Cover-Rückseite lautet eindeutig 1994.

„Blood, Sweat And No Tears“, das Debüt, war im Ox-Gründungsjahr 1989 erschienen und kündigte einen Generationswechsel im NYHC an, legte die Klangfarbe für die Neunziger und die wachsende Beliebtheit des Genres fest.

Drei Jahre ließen sich Koller-Brüder dann Zeit mit dem Nachfolger „Just Look Around“ (1992), der ein weiterer Genreklassiker wurde, und dann der „Verrat“: Im Zuge des Grunge-Signingwahns gerieten zunehmend auch Punk- und Hardcore-Bands in den Fokus der Majorlabels, was vorher Underground gewesen war sollte nun für den Mainstream taugen, und so bekamen auch SICK OF IT ALL ihre Chance, 1994 erschien, erstmals mit Craig Setari am Bass, auf EastWest/Atlantic/Warner „Scratch The Surface“, das, produziert von der Band selbst und gemischt von Bill Anderson, mit dem Hit „Step down“ punkten konnte und sich damals erstaunlich „unverbogen“ präsentierte.

Befürchtungen, die Band habe sich ihren Schneid abkaufen lassen, waren schnell entkräftet, und vielleicht lag es an der klanglichen Kontinuität, dass der Majordeal der Band sicher etwas mehr Bekanntheit verschaffte, aber der große Durchbruch ausblieb.

OFFSPRING und GREEN DAY taugten damals für die Massen, SICK OF IT ALL nicht. Ein weiteres Album, „Built To Last“ (1997) durften SICK OF IT ALL für EastWest aufnehmen, dann war die Majorphase vorbei und über den seltsamen Umweg Fat Wreck fanden die New Yorker den Weg zurück auf ein Independentlabel.

Music On Vinyl legt diesen Klassiker nun in goldgelbem Vinyl in limitierter Auflage neu auf, ein guter Zeitpunkt, um die hässliche CD aus den Neunzigern durch ein angemessenes Format zu ersetzen – und festzustellen, wie wenig sich bei SOIA bis heute geändert hat, wie treu sich die New Yorker geblieben sind.