YELLO

One Second

Ein Jahr, bevor die Schweizer Band YELLO 1988 mit der Single „The Race“ und dem Album „Flag“ zum Dancefloor-Mainstream-Phänomen wurden, hatten sie mit „One Second“ schon den Grundstein für diesen Erfolg gelegt, genauer gesagt eigentlich schon mit dem Vorgänger „Stella“ von 1985, der die kommerziell erfolgreichste Phase der Band einläutete.

Denn mit dem Ausstieg von Carlos Peron 1983 nach dem dritten Album „You Gotta Say Yes To Another Excess“ war die Zeit der Experimente vorbei und Eurodance hielt Einzug, wobei sich YELLO dabei immer eine erstaunlich schräge stilistische Herangehensweise bewahrten.

Früher hätte ich ein Album wie „One Second“ nur mit der Kneifzange angepackt, denn dermaßen klebriger Hitparaden-Dreck war wirklich das Allerletzte. Angesichts des Zustands heutiger Popmusik muss man seine Meinung über YELLO allerdings revidieren, da ihre eigenwillige experimentierfreudige Form von Electronica selbst in den kommerziellsten Momenten extrem gut gealtert ist.

Ihre Integration von Latin-Einflüssen ist zwar immer noch nicht mein Ding, dafür gibt es hier aber auch sehr KRAFTWERK-artige Strukturen und erstaunlich ruppige Gitarreneinsätze. Veredelt wird das Ganze dann durch Gastsänger wie Shirley Bassey oder Billy MacKenzie von den ASSOCIATES.

Auf Vinyl klingt die Platte richtig gut, dafür muss man hier aber auf die Bonustracks des 2005er CD-Reissues verzichten, ebenso wie auf eine bedruckte Innenhülle oder Inlay.