WYE OAK

Shriek

In einem ernstzunehmenden deutschen Musikmagazin wurden allen Ernstes Leute als Gitarren-Nazis verunglimpft, die das aktuelle Album dieses Duos aus Baltimore ablehnen, nur weil es inzwischen komplett auf eben dieses Instrument verzichtet.

Da sind dem Autor hinsichtlich seiner Begrifflichkeiten wohl etwas die Pferde durchgegangen – und lustig war das schon mal gar nicht –, denn wenn Bands eine derartige stilistische Kehrtwende vollführen, hat man sehr wohl das Recht, das genau deswegen abzulehnen.

Denn das zweite WYE OAK-Album „The Knot“ von 2009 zeigte noch deutliche Einflüsse von Neil Young und CRAZY HORSE, mit denen das Duo seine folkrockigen Songs versah, die ein schönes Wechselspiel zwischen Laut und Leise lieferten, zwischen Dreampop und schroffem Rock.

Ein Kontrast, der auch den shoegazeigen Nachfolger „Civilian“ von 2011 ausmachte. An die Stelle von Gitarren sind nun fast gänzlich elektronische Sounds getreten, wodurch die dreampoppige Seite der Band in den Vordergrund rückt, die dadurch stark an AZURE RAY erinnert, die so etwas bereits vollendet umsetzen konnten.

Auch wenn „Shriek“ manchmal etwas seicht und zu beliebig erscheint, muss man WYE OAK dennoch bescheinigen, ihre musikalischen Visionen auf hohem künstlerischen Niveau umgesetzt zu haben. „Shriek“ zieht einen letztendlich so in seinen Bann, wie es auch bereits „Civilian“ und „The Knot“ taten, nur eben mit anderen Mitteln.