DER EINZIGE ZEUGE

Zu den besten und zugänglichsten Filmen des australischen Regisseurs Peter Weir gehört sicherlich „Der einzige Zeuge“, vor allem im Vergleich mit seinem äußerst seltsamen Frühwerk. Vordergründig handelt es sich hier um einen Cop-Thriller, der aber zu großen Teilen in der vorindustriellen Welt der Amischen-Glaubensgemeinschaft von Pennsylvania spielt.

Dorthin verschlägt es Detective John Book, der einigen korrupten Kollegen auf die Schliche gekommen war, als ein Amischen-Junge in einer Bahnhofstoilette Zeuge wird, wie diese einen anderen Polizisten ermorden.

Nur kurz darauf entgeht Book schwer verletzt einem Anschlag auf sein Leben, bringt mit letzter Kraft den ebenfalls in Lebensgefahr schwebenden Jungen zurück nach Hause und taucht in der Amischen-Gemeinschaft unter.

Auch wenn die Amischen wenig begeistert von ihrer Darstellung im Film waren, muss man Weir zugute halten, dass er deren kauzige Modernisierungsverweigerung sehr einfühlsam in Szene setzt und sie nicht als zurückgebliebene religiöse Spinner darstellt.

Neben diesem ungewöhnlichen Zusammenprall der Kulturen und den konventionelleren Thriller-Elementen steht im Mittelpunkt des Films auch noch eine zu Herzen gehende Liebesgeschichte zwischen Harrison Ford als raubeinigem Stadtmenschen und der Unschuld vom Lande in Gestalt von Kelly McGillis.

Aufgrund seiner originellen Genre-Mischung hat „Der einzige Zeuge“ bis heute nichts von seinem Reiz verloren, nicht zuletzt wegen des schönen Synthie-Scores von Maurice Jarre und des Looks des Films, quasi „Dirty Harry“ meets Pieter Bruegel.

Die neue erschienene Blu-ray stellt zwar einen Fortschritt zum bisherigen DVD-Release dar, lässt in Sachen Schärfe aber einiges zu wünschen übrig. Wie bei Paramount üblich wurde das Bonusmaterial der DVD mal wieder nicht übernommen.