KORRIDORWELT

Hans Platzgummer

Julian Ogert ist noch keine 16, als er 1985 seine toten Eltern in ihrer Linzer Wohnung hängen sieht. Als er traumageschüttelt bei seiner einzigen Tante in Wien aufläuft, wo er unter dem Einfluss von Psychopharmaka die Realität wegschieben kann und dennoch drei Jahre später mit der ganzen düsteren Wahrheit konfrontiert wird.

Und da beginnt sie dann, die Flucht aus Österreich, die Flucht vor sich selbst und seiner dunklen Familiengeschichte. Diese Flucht, die ihn über Frankreich erst nach New York und dann nach L.A.

und schließlich, nachdem ein verheerendes Erdbeben die Stadt und auch sein Leben dort erschüttert, weiter in die chilenische Wüste. Und da sitzt er jetzt, der nun 27-jährige Julian Ogert, und lässt sein Leben Revue passieren.

Kindheit und frühe Jugendzeit in Linz, wie er zur Musik und zum Gitarrenspiel findet. Die Zeit in Wien, sein Aufenthalt in Los Angeles, das Leben am Rande des gefährlichen Yucca-Korridors, das Überleben als europäischer Straßenmusiker am Santa Monica Boulevard.

Die raren Sozialkontakte, das Ausharren in einer toten Stadt nach dem Erdbeben und immer die Vergangenheit und seine böse Geschichte im Rücken. Die Panikattacken, die ihn überfallen und die Platzgummer eindrucksvoll schildert.

Ja, Hans Platzgummer, Musiker und Autor aus Österreich, mir vor allem als H.P. ZINKER ein Begriff geworden, erzählt hier in fesselnder Langsamkeit die Geschichte eines jungen Menschen, der nicht auf der Suche nach sich, sondern auf der Flucht vor sich selbst ist.

Diese Geschichte ist oft traurig, berührend, manchmal verstörend. Und nicht nur einmal bin ich versucht zu glauben, dass es hier Platzgummers eigene Geschichte ist, die er erzählt. Beeindruckend.