LEBEN IM RAUSCH

Daniel Kulla

Auf eine polemisch-journalistische, im Vergleich zu seinen anderenVeröffentlichungen etwas weniger akademische Art stellt Kulla in seinem erstmals 2012 veröffentlichten Buch manche Leerstellen des Phänomens des „Rauschs“ dar und wirft kritische Fragen auf.

Nach dem einführenden ersten Kapitel umreißt er die Ausgangslage der „heutigen Rauschwelt“. Darin schlägt er den Bogen vom „Rausch zwischen bzw. für Arbeit & Konsum“, „der Projektionsfläche ‚Dealer‘“ über den „Krieg gegen die Drogen“ zum bisher in der Fachliteratur wenig beachteten Thema „Rausch & Herrschaft“.

Auf der Grundlage von neueren Untersuchungsergebnissen erkennt er im folgenden Kapitel Rauschzustände als äußerst nützliche Prozesse des Nervensystems an, die neben Tieren auch Menschen eine schnellere neutrale Selbstveränderung ermöglichen.

Diese Erkenntnis ist gefolgt von historischen Beispielen, wie Rauschzustände für Herrschaftszwecke und zur Entfaltung des Kapitalismus beitragen konnten. Im letzten Kapitel wägt er das Potenzial des Rauschs für eine mögliche Veränderung der Gesellschaftsordnung ab, um mit dem Fazit zu schließen, dass der Rausch nicht den Aufstand ersetzen wird, aber ihm zumindest ein äußerst relevanter „Begleiter“ sein kann.

So theoretisch dies auch alles klingt, das Buch ist gespickt mit bemerkenswerten Erläuterungen sowie zahlreichen Denkanstößen, die auf dem Sockel der Geschichte stehend, einen weiteren Blick in die Zukunft erlauben – und mag diese zunächst noch so utopisch gezeichnet sein, letztendlich ist dies ein Aufruf zur Besinnung!