PUNK IN AFRICA

Three Chords, Three Countries, One Revolution

Denkt man an das Südafrika der Apartheid-Ära, denkt man an eine reiche weiße Gesellschaft, die mittels polizeistaatlicher Methoden die schwarze Bevölkerungsmehrheit unterdrückt und ausbeutet und es sich dabei gut gehen lässt.

Bei genauerer Betrachtung stellt man fest, dass die weiße Gesellschaft alles andere als homogen war: hier gab es wie in (anderen) westlichen Ländern – Südafrika war ja traditionell stark mit der englischsprachigen Welt verbunden, wegen der Afrikaans-Minderheit auch mit den Niederlanden – dissidente junge Menschen, die das Unrecht erkannten und benannten, und die US- und UK-Gegenkultur der Sechziger und Siebziger hinterließ auch hier ihre Spuren.

So fand Punk seinen Weg nach Südafrika und auch nach Mosambik und Simbabwe, es wurden Punkbands gegründet, vor allem und mit wenigen Ausnahmen, etwa NATIONAL WAKE, freilich in Kreisen der europäischstämmgen Bevölkerung.

Diese spannende Doku, die man durchaus als Ergänzung zum preisgekrönten „Searching For Sugar Man“ verstehen kann, beschäftigt sich mit der Jugendprotestkultur der Siebziger und Achtziger und bis hinein in die Neunziger, als die Apartheid endlich besiegt wurde, zu deren Opfer, wenn auch im geringeren Maße, auch Andersdenkende weiße Südafrikaner zählten.

Bands wie erwähnte NATIONAL WAKE (von denen kürzlich eine umfassende Werkschau veröffentlicht wurde), HOG HOGGIDY HOG, THE RUDIMENTALS, 340 ML, WILD YOUTH, SAFARI SUITS und viele andere kommen in Form von Interviews mit den Musikern zu Wort, alte Videoaufnahmen sind zu sehen, viel Musik zu hören, und so wird der Fokus in Sachen Punk-Historie auf eine Region gelenkt, die man sonst nicht im Blick hat.

Schade nur, dass der Rest des Kontinents außen vor bleibt.