MEDIA WHORES

Pornophonica

Die Älteren unter den Ox-Lesern erinnern sich vielleicht noch an die MEDIA WHORES aus Columbus, Ohio, die Band um Pat Dull, die 2003 über Screaming Apple ein Album veröffentlichten. Bei den Schöpfern von „Pornophonica“ handelt es sich allerdings um eine Band aus Schottland, die von einem britischen Magazin mit STRANGLERS, JOY DIVISION und KILLING JOKE verglichen wurde – ein Vergleich, der nicht mal ansatzweise Sinn macht.

Und das nicht, weil es an den MEDIA WHORES etwas auszusetzen gäbe, sondern einfach, weil deren Songs, wie sie selbst schreiben, an „classic writers like Elvis Costello, Ian Hunter and Joe Strummer“ orientiert sind.

Sprich: Pub- und Punkrock sowie Powerpop gehen hier Hand in Hand, GOLD BLADE kommen in den Sinn, alte Amerikaner wie DEAD BOYS, NEWTOWN NEUROTICS – und schon verspricht ein Namedropping nichts, was nicht gehalten werden kann.

Klasse das Artwork, passend zum Titel (oder andersrum): eine rothaarige junge Dame rekelt sich auf dem Boden, an den entscheidenden Stellen bedeckt von schwarzen Siebenzoll-Vinylscheiben, und weitere Fotos aus der Serie finden sich im Booklet, so dass man beinahe schon gezwungen ist, die Texte zu lesen – und feststellt, dass die vier zum Teil schon grauhaarigen Herren auch noch was zu sagen haben: in „Affluenzia“ wird die ständige Gier nach mehr beklagt, in „Steering wheel“ das schizophrene Verhalten von Paaren, wenn sich die Partner gegenseitig schlecht machen, und „World at war“ konstatiert die Fassungslosigkeit angesichts des Irrsinns in der Ukraine, in Libyen, in Syrien.

Eine eigene, eigenwillige, aber deshalb entdeckenswerte Band.