PENNYWISE

Yesterdays

Man fragt sich anfangs ja schon, ob das eine kleine Mogelpackung ist: „Yesterdays“ steckt voller Songs, die PENNYWISE schon lange auf Halde hatten. Manchen stammen nach Aussage von Sänger Jim Lindberg gar aus der Zeit vor der ersten Platte dieser Band, die sich in den Neunzigern kurzzeitig angeschickt hatte, das nächste große Punkrock-Ding nach GREEN DAY und THE OFFSPRING zu werden.

Offensichtlich wollten Lindberg, der zwischen 2009 und 2012 aus der Band raus war, und seine Kollegen auf Nummer sicher gehen und zunächst einmal schauen, wie es so läuft nach Streit und Zoff und Versöhnung und Wiedereinstieg.

Ganz nach dem Motto: „Wir sparen uns neue Songs vorerst. Das dauert zu lange und wer weiß, ob wir’s noch draufhaben und ob wir uns nicht gleich wieder an die Gurgel gehen. Also werfen wir den Leuten doch erstmal diesen Aufguss von ollen Kamellen vor und schauen, wie sie darauf reagieren.“ Ja, so könnte es gewesen sein.

Aber selbst wenn es so gewesen sein sollte, bleibt festzuhalten: Verdammt nochmals, was für ein Aufguss das ist! „Yesterdays“ ist ein Album, das nur so strotzt vor Kraft und Intensität. Es strotzt vor der alten PENNYWISE-Kraft und PENNYWISE-Intensität.

Lange hat die Band aus Hermosa Beach in Kalifornien nicht mehr derart zwingend geklungen. Natürlich, schlechte Alben gab es von PENNYWISE ja noch nie. Sogar „All Or Nothing“ von 2012 – die einzige Platte mit Ersatzsänger Zoli Téglás (IGNITE) – war ein grundsolides, an vielen Stellen sogar mitreißendes Stück Musik.

Aber das hier, das sind zweifelsohne wieder PENNYWISE in ihrer besten Form. Das mag sicherlich eben daran liegen, dass die Songs aus einer Zeit stammen, als das Quartett noch frisch und mit Revolutionsgedanken an die Sache mit der Musik ging.

Aber selbst wenn es so ist: Wunderbar! Mehr davon! Denn hier wird keine Sekunde mit überflüssigem Gedöns und Massenanbiederung verschwendet. Hier ist jede Sekunde California-Punkrock ohne Schnickschack.

Die Cop-Schelte „What you deserve“, die Aufrufe zum Handeln innerhalb einer trägen Gesellschaft in „Restless time“ oder „Noise pullution“, der Hochgeschwindigkeitskracher „Violence never ending“ und das Riff-Monster „Am Oi!“ – alles ist aus einem Guss, stimmig, passend, homogen, die reine Harmonie der Rasanz, ein Fluss aus Wut und Aufbegehren und Was-zu-sagen-Haben.

Der Song „Thanksgiving“, in dem es um Demut und Erkennen und Ignoranz geht, ist vielleicht der beste Song, den PENNYWISE jemals geschrieben haben. Nicht unbedingt, denn diese Band steht immerhin schon seit 26 Jahren für gute Songs.

Aber vielleicht eben. Womit gleichzeitig alles gesagt wäre über „Yesterdays“: Es klingt nach „gestern“ und „früher“ und der guten, alten Zeit. Aber es könnte PENNYWISE, wiedervereinigt und neu zusammengerauft, in eine nicht minder gute Zukunft hieven.

Es ist ein wunderschönes Versprechen, dieses Album.