SUPERSTOLK

Super war super

Torstn Kauke ist ein umtriebiger Mensch. Hier in Rhein/Main hat praktisch jeder, der in den Neunzigern mit Indie und Punk großgeworden ist, schon mal von ihm gehört. Mit Linus Volkmann spielte er gemeinsam in der BUM KHUN CHA YOUTH, zusammen mit Rautie, der ja auch fürs Ox zeichnet, und Raul bildete er das Comic-Künstlerkollektiv KIX und seine eigene Band KAKTUXXE war seinerzeit auch nicht ganz unbekannt.

Seit einigen Jahren nun schon betreibt Kauke den „Waggon“ am Offenbacher Kulturgleis und holt dort regelmäßig unabhängige Musiker, Autoren und DJs aufs Gleis. Über den Punkrock-Tellerrand blickt er hierbei schon länger hinaus, dennoch wohnt allem, was er anpackt, ein sympathisches und vor allem nichtkommerzielles Do-it-yourself-Ethos inne.

Bei dieser Entwicklung ist es jedenfalls nicht verwunderlich, dass die Musik, die er heutzutage macht, ganz weit weg vom klassischen Gitarrengeschrammel ist. Mit SUPERSTOLK verfolgt Kauke nun schon seit ein paar Jährchen seine ganz eigene krude Vorstellung von Elektropop.

Unterstützt wird er hierbei von seinem Grandmaster Herr Jörg Ritter. Die neue EP beginnt mit einer verrauchten Dancehall-Version des alten Live-Klassikers „Prokrastination Nation“, hart an der Grenze zur Debilität, aber mit Sicherheit so gewollt.

Etwas flotter geht es mit dem stampfenden Titeltrack weiter, der es an Hysterie locker mit jedem DEICHKIND-Song aufnehmen kann. An die erinnert auch – wenngleich um einiges entspannter – „Die Armee der Gutdraufen“, das wahrscheinlich zum ersten Mal das Wort „füsiliert“ in einem popkulturellen Zusammenhang präsentiert.

Dem minimalistischen Instrumental „Elektrotrick“ folgt noch „Die Straße“, das dann wieder extrem zurückgelehnt ist und auch auf ein Album der THIEVERY CORPORATION passen würde, wenn diese plötzlich ein Faible für Countrymusic und Americana aber vor allem Humor entwickelten.

Dann ist der merkwürdige Spuk vorbei und man kann sich ausgiebig der Betrachtung der Picture-Disc widmen. Die Collage stammt ausnahmsweise nicht von Tausendsassa Kauke, sondern vom Frankfurter Discjockey Robert Piesenecker.