UNSICHTBARE HÄNDE

Ville Tietäväinen

Warum riskieren so viele Nordafrikaner ihr Leben, um in überfüllten und kaum seetauglichen Booten auf illegalem Weg nach Europa zu flüchten? Fünf Jahre Arbeit hat der Finne Ville Tietäväinen investiert, um dieser Frage nachzugehen, hat dazu in Spanien mit nordafrikanischen Flüchtlingen gesprochen und die Armenviertel Tangers besucht.

„Unsichtbare Hände“ als Ergebnis dieser Recherchen, steht exemplarisch für das Schicksal vieler Menschen, die sich wie der Protagonist Rashid in ihrer Heimat kaum aus eigener Kraft über Wasser halten können und sich von einer Flucht nach Europa ein besseres Leben versprechen.

Dass sie sich in eine moderne Form der Sklaverei begeben, indem sie ihre Arbeitskraft und ihren Lohn teilweise auf Jahre im Voraus verkaufen, um die Überfahrt überhaupt bezahlen zu können, wird ihnen erst bewusst, als es schon zu spät ist und sie als papierlose Entrechtete auf einer der vielen spanischen Gemüseplantagen ausgebeutet werden.

Tietäväinen erzählt Rashids Geschichte in schweren, dunklen Farbtönen und Episoden, die zwischen Hoffnung, Verzweiflung und Resignation schwanken. Sowohl Bilder als auch Worte sind hier manchmal bis zur Schmerzgrenze emotional aufgeladen, stellenweise eigentlich schon überladen.

Kein Wunder also, dass Tietäväinens „Unsichtbare Hände“ in Finnland auf gewaltige Resonanz gestoßen ist und eine hitzige Diskussion in Sachen Flüchtlingspolitik und Umgang mit Asylsuchenden in der EU angestoßen hat.

Und allein das ist schon als verdammt große Leistung zu werten. In Deutschland dürfte das wohl kaum zu wiederholen sein, dafür ist die Zahl der Comicleser einfach zu gering. Leider. Immerhin gehen von jedem verkauften Exemplar von „Unsichtbare Hände“ 2 Euro direkt an die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl.