KINDERLAND

Mawil

290 Seiten Storyboards flogen seit 2008 in Mawils („Wir können ja Freunde bleiben“, „Die Band“) Entwürfekisten herum, wurden nach und nach immer wieder überarbeitet, perfektioniert, ins Reine gezeichnet und koloriert.

Die Arbeit und das Warten haben sich wirklich gelohnt. Die Geschichte an sich ist, wie man das auch von anderen Mawil-Veröffentlichungen schon gewohnt ist, wieder leicht persönlich/autobiographisch eingefärbt.

Auch dieses Mal ist es wieder eine klassische Coming-of-Age-Geschichte geworden, Schauplatz ist Ost-Berlin im Sommer und Herbst des Jahres 1989, also kurz vor der Wende. Zwar lässt Mawil immer auch einen unterschwellig politischen Grundton durchklingen, verliert aber den eigentlichen Haupterzählstrang, den Werdegang des Klassenprimus und Außenseiters Mirco Watzke, nicht aus den Augen.

Der ist fest entschlossen, den anderen zu beweisen, dass man sein Ding auch ohne Führungsposten in der FDJ oder informelles Mitglied in der Coolen-Gang durchziehen kann. Und das ist auch die eigentliche Botschaft von „Kinderland“: Mit einem guten Freund kann man etwas erreichen, ohne sich dafür zu verbiegen zu müssen.

Auch die dafür erforderlichen zahlreichen Nebenfiguren sind gleichzeitig durchweg glaubhaft beschrieben und liebevoll ausgestaltet. Ob die ebenso aufwändige Darstellung des Alltags in den Details wirklich den Tatsachen einer DDR-Kindheit/-jugend entspricht, kann ich als Westkind zwar nicht beurteilen, viele Ostkinder versichern aber: Ja, das tut es voll und ganz.

Wer sich beeilt und bereit ist, noch mal 16 Euro auf den regulären Kaufpreis draufzuschlagen, kann sich noch eine von 777 Vorzugsausgaben mit leinengebundenem Hardcover, Goldprägung und einem handsignierten und limitiertem Druck sichern.

Es lohnt sich!