DAS IMPERIUM DES ATOMS

Thierry Smolderen, Alexandre Clerisse

Shanghai 1926, Ninjir 110.985, Brüssel 1958, Mexiko 1964, Polen 1950, New York 1953, Regierungsmitarbeiter Paul, Zukunftskriegsheld Zath Arn, der verrückte Wissenschaftler Zebulb, all das sind nur kleine Puzzlestücke in diesem wirren Monstrum von einem Comic.

Lineares Erzählen geht jedenfalls anders. Zwar entschärft die Rahmengeschichte von Vater und Tochter auf einem gemeinsamen Ausflug dessen Sprengkraft ein wenig, aber so ganz kann diese doch nicht von den zahlreichen abstrusen Zeit-, Raum- und Handlungssprüngen ablenken.

Dieses durch und durch abgedrehte Szenario kann sich in der Form eigentlich kaum jemand aus dem Hemdsärmel schütteln. Und tatsächlich: Thierry Smolderen hat sich von der Biographie Paul Linebargers inspirieren lassen.

Der hat nicht nur bei der CIA gearbeitet, sondern war auch Kennedy-Berater und Psychologe und hat unter dem Pseudonym Cordwainer Smith den Science-Fiction-Geschichtenzyklus „Instrumentalität der Menschheit“ veröffentlicht.

Auch die in die Handlung eingebaute psychotherapeutische Behandlung der Hauptperson hat wirklich stattgefunden („Die düsengetriebene Couch“), ob tatsächlich Linebarger der Patient war, ist allerdings nicht eindeutig geklärt.

Entstanden ist eine Mischung aus von Fortschrittsglauben durchzogener Sci-Fi-Pulp und Dauer(horror)trip mit ständig wechselnden Schauplätzen. Alexandre Clerisses mit Liebe zum Detail gezeichnete kantig-bunte 50er-Jahre-Ästhetik (Kleidung, Gebrauchsgegenstände, Mobiliar und Interieur entsprechen wirklich exakt dem Design und State of the Art der Epoche) fügt sich da ganz nahtlos in das stimmige Gesamtbild ein.

Eine vielschichtige Graphic Novel, nicht nur für Science Fiction-Liebhaber, aber für die besonders.