INFERNO

Pioneering Work: 56 Song Discography

2007 bereits erschien diese Doppel-CD auf Destiny, und so vorbildlich sie auch aufgemacht war, sie hatte einen Makel: Die deutschen Texte waren nur im Original enthalten, was gerade für ein internationales Publikum frustrierend war.

Nun gibt es sieben Jahre später eine Neuauflage auf Beer City Records aus Milwaukee, die um eben jene englischen Textübersetzungen erweitert wurde. Ich zitiere im Folgenden meine Rezension aus Ox #73: [...] Endlich [...] ist die ultimative INFERNO-Werkschau erschienen, als prall gefüllte Doppel-CD-Pappschuber-Box mit gleich zwei dicken Booklets, in den sich im Detail die Bandgeschichte nachlesen lässt, sowohl auf Deutsch wie auf Englisch.

Warum Englisch, mag da mancher fragen, doch die Antwort ist einfach: Auch wenn sich hierzulande kaum noch jemand an die von 1981 bis 1990 beziehungsweise 1992 existierende Band erinnern kann, so war der Vierer aus Augsburg doch in den Achtzigern einer der bekanntesten deutschen Exportartikel in Sachen Punk und Hardcore, vergleichbar wohl nur noch mit den UPRIGHT CITIZENS.

Damals, als das in San Francisco ansässige Maximumrocknroll-Fanzine das weltweite Vernetzungsmedium der D.I.Y.-Szene ist, kannten Extremmusik-Fans von Asien bis Kalifornien, von Skandinavien bis Südamerika die süddeutsche Formation, die kompromisslos wie damals kaum eine andere Band ihre Songs rausballerte und dazu meist deutsche Texte herausschleuderte, die mit Titeln wie „Tod“, „Gott ist tot“, „KKK“, „Ronald Reagan“, „Tod und Zerstörung“ oder „Massenmord“ klar umriss, dass Funpunk von einem anderen Planeten kommt und man sich als klare Antwort auf die britischen Anarchopunks DISCHARGE sieht.

Die Bandgeschichte im Schnelldurchlauf: „Tod & Wahnsinn“ erschien 1983 auf Mülleimer Records, 1985 die „Son Of God“-EP auf dem US-Label Subversive, eine Split-12“ mit EXECUTE im gleichen Jahr auf Pusheads Pusmort-Label, dann 1986 das legendäre „Hibakusha“-Album auf dem bandeigenen Label Rise & Fall, hinter dem Sänger Howie steckte, und 1990 mit „It Should Be Your Problem“ das letzte Album (Gitarrist Archi war da schon nach Berlin desertiert und tauchte später bei TERRORGRUPPE wieder auf) – über eine kurze Reunion 1992 breitet man lieber den Mantel des Schweigens.

In den letzten Jahren waren INFERNO-Platten nur noch schwer zu bekommen, die Originale sowieso gesuchte Sammlerstücke, aber auch die CD-Wiederauflagen von 1992 und 1995 waren nach dem Ende von A.M./Snake/Mülleimer Records nicht mehr erhältlich, und von der „Death & Madness“-CD auf Grand Theft Audio von 1996 scheint die Band so wenig zu halten, dass sie in der Diskografie völlig fehlt.

Wie auch immer, die Zeit der Dürre ist vorbei, Archi hat 56 Songs remastert, auf zwei CDs verteilt und um die erwähnten dicken Booklets ergänzt und damit die Geschichte einer der wichtigsten und ersten deutschen Hardcore-Bands wieder zugänglich gemacht – und das musste sein, denn der mitreißenden Aggressivität der INFERNO-Songs, die Dank der Berliner Produzentenlegende Harris Johns schon damals vergleichsweise gut aufgenommen wurden, kann und sollte man sich nicht entziehen.

Hardcore the way it should be!