MARIESENA

Ruth

Manchmal beschleicht den Rezensenten ein mulmiges Gefühl bei seinem Tun. Über Musik von gerade erst Verstorbenen zu schreiben, fühlt sich immer seltsam an, aber auch seine Gedanken über die Musik einer Band aus Odessa in der Ukraine zu Papier zu bringen, geht nur mit unheilvollem Gefühl.

Aber hoffen wir das Beste für die vier jungen Männer vom Schwarzen Meer und hoffen wir, dass sie nochmal ein so intensives Werk wie ihre Debüt-LP „Ruth“ werden vorlegen können. Auch wenn „Ruth“ vielleicht nicht die an heutigen Standards gemessen soundtechnisch perfekte Scheibe ist, hat sie viel mehr als manch glattpolierte, Industrie-gehypete Kacke, die uns als die nächste Hoffnung oder gar Kult verkauft wird.

MARIESENA haben Seele, sind wütend und verzweifeln an den Werten und der Moral der modernen Gesellschaft. MARIESENA kämpfen in ihren Liedern, die im Kern eigentlich mit Metaphern gespickte Liebeslieder sind, gegen gesellschaftliche Leere und Einsamkeit, für Emotionen und Meinungen.

Das Anliegen verpacken sie in eine eigenwillige Art von Screamo mit vielen sehr ruhigen Teilen, gezupften Gitarren und hallenden Drums. Ein klein wenig erinnert das an die lange verblichenen Holländer SHIKARI, hat aber genug Substanz, um als Vorreiter zu taugen.

Groß.