MUSIC BLUES

Things Haven’t Gone Well

Man möchte sich ja nicht am Leiden anderer erfreuen, allerdings ist es ganz schön schwierig, das nicht zu tun, wenn es so monströs gut klingt wie im Fall von Stephen Tanner (HARVEY MILK). Mit seiner ersten Soloplatte unter dem Pseudonym MUSIC BLUES lässt er uns an seinem miserablen Leben teilhaben und offenbar ging schon von Geburt an alles schief.

„9/17/71“, der nach Tanners Geburtsdatum benannte Opener, schleicht sich mit druckvollen Riffs an und im Vergleich dazu machen HARVEY MILK fast fröhliche Tanzmusik. Tanner haut dem Hörer ein sarkastisch betiteltes, noisig-doomiges Sludge-Brett nach dem anderen um die Ohren – „Trying and giving up“ walzt einen förmlich platt, „Great depression“ suhlt sich knarzend langsam im eigenen Elend und „Death march“ ist das akustische Äquivalent zu Treibsand.

Die Aussichten sind alles andere als rosig: „It’s not going to get better“. Man wünscht Tanner natürlich, dass doch alles besser wird. Und falls nicht, dann betet man heimlich und mit schlechtem Gewissen inständig, dass wenigstens dann ein Aufnahmegerät eingeschaltet ist, wenn Tanner, in einer schmoddrigen Couch versinkend, seine Depression zelebriert.