NILS KOPPRUCH + FINK

Werkschau

Diese Werkschau-Box des leider 2012 überraschend verstorbenen Nils Koppruch ist wirklich eine Perle, und das noch zum Spottpreis, dafür limitiert: Das Gesamtwerk von FINK/Nils Koppruch/Kid Kopphausen, dazu Unveröffentlichtes und Rares, ein spannendes, über 100 Seiten fassendes Booklet und zwei Tribute-CDs, die als Doppel-CD auch gesondert erschienen sind.

Den nun geschlossenen Kosmos von Koppruch in dessen Gesamtheit zu betrachten, ist eine lohnende Sache und macht noch einmal deutlich, warum FINK einmal „das heißeste Ding der Stadt“ waren.

Immerhin haben wir es nicht zuletzt FINK zu verdanken, dass die Assoziationen zu „Country mit deutschen Texten“ nicht bei den in den endlosen Weiten des norddeutschen Marschlandes, gleich bei der Autobahn ansässigen TRUCK STOP oder gar Gunter Gabriel enden müssen, sondern sich an entsprechenden Stellen der Topografie deutscher Popkultur Alternativen herausgebildet haben.

Das Wirken der lose den Hamburger Indie-Zirkeln zugehörigen FINK und ihre eigentümliche Mischung aus Indierock, Folk, Americana, Moritaten, Bluegrass, Blues, Jazz und Country, in der sich außerdem Electronica, TALKING-HEADS-Anleihen, Burleskes und Absurdes finden, markieren in gewisser Hinsicht eine Zäsur: Country wurde in Deutschland bis dahin entweder volkstümlich behandelt, parodiert oder verpunkt, niemals aber hatte es einen Ansatz vergleichbar mit dem von FINK gegeben.

Nils Koppruch hatte seine eigene Sprache gefunden, um traditionsfirm und retro-frei den eigentlich dem Country-Formenkreis zugeordneten Gefühlswelten, Sehnsüchten und Geschichten einen würdigen Ausdruck zu verleihen, eine Sprache, die weder intellektualisierte noch politisierte, und so erfolgreich die Hamburger Schule schwänzte.

Ebenso erfolgreich umschiffte er stets die in diesen musikalischen Breitengraden gefährlich nahen,Maffay-Schlager-Schmalz-Untiefen: Koppruch blieb immer etwas speziell, Massentauglichkeit nie Thema, dafür Zeilen und Melodien für die Ewigkeit.

Essentiell!