RIO REISER

Original Album Classics

1996 starb Rio Reiser, einst Frontmann von TON STEINE SCHERBEN, mit nur 46 Jahren. Er hinterließ, neben seinen Aufnahmen mit Band, auch sechs Soloalben: „Rio I.“ (1986), „Blinder Passagier“ (1987), „***“ (1990), „Durch die Wand“ (1991), „Über alles“ (1993) und „Himmel und Hölle“ (1995).

Bis auf „Blinder Passagier“, das zweite Album (seinerzeit kommerziell wenig erfolgreich), finden sie sich alle in dieser serientypisch minimalistisch ausgestatteten Box, die einen idealen Einstieg in das Werk von Reiser bietet.

„Rio I.“, sein erstes Soloalbum, mit dem ihm 1986 sein Comeback glückte, ist gleichzeitig auch „das“ Rio-Album, der Klassiker, an den die späteren Werke nicht mehr ganz herankamen. Klassiker wie „Alles Lüge“, „Junimond“ und „König von Deutschland“ sind hier enthalten, bis heute sogar in punkaffinen Kreisen immer wieder gern gecoverte Songs – „Jetzt schlägt’s dreizehn“ von  „Durch die Wand“ hat die gleiche ewige Hitqualität.

Wobei das so eine Sache ist mit Rios Platten. So unbestritten die Qualität seiner Lieder in lyrischer Hinsicht ist, so muss man doch anmerken, dass die Songs musikalisch vielfach nicht gut gealtert sind: typische „große“ Produktion aus den Achtzigern, sehr mainstreamig und clean, mit teils furchtbaren Synthieparts, das wirkt schon sehr retro und ich muss mich immer wieder zwingen, das nicht furchtbar zu finden – und eine funkige Nummer wie „Lass mich los“ ist so blutleer und steril gespielt, dass es mich schaudert.

Ganz schlimm, was die Majors damals in ihren Studios für Mist produzieren ließen. Die alten Aufnahmen der Scherben wirken da „echter“, sind besser gealtert. Ein essentieller Teil deutscher Gegenkulturgeschichte, wobei Reiser nie zur Lichtgestalt taugte, fiel ihm doch 1990 nichts Besseres ein, als kurz nach dem Fall der Mauer in die Unterdrücker-Nachfolgerpartei PDS einzutreten.