AUGE UM AUGE

Mit seinem Regiedebüt „Crazy Heart“ von 2009 konnte Schauspieler Scott Cooper bereits zwei Oscars einsacken, vor allem wegen Jeff Bridges darstellerischer Leistung in einer ansonsten etwas konventionellen, träge inszenierten Story, wie einige Kritiker bemängelten.

Ähnlich kritische Worte gab es auch beim Nachfolger „Auge um Auge“ (Originaltitel: „Out Of The Furnace“), wo es hieß: „Christian Bale liefert eine der stärksten Performances seiner Karriere, aber der unnötig behäbig erzählte Plot kann mit den durchweg fantastischen Darstellern leider nicht mithalten.“ Allerdings kann sich auch mal wieder die darstellerische Leistung von Woody Harrelson sehen lassen, die dem Film neben dem schön schmuddlig-düsteren Look ein Höchstmaß an Intensität sichert, auch wenn dabei zum Schluss nur eine Art moderner Western ohne richtigen Showdown herauskommt.

Bis dahin hat man allerdings das Gefühl, Cooper hätte ein bedeutungsschweres humanistisches Drama im Sinn gehabt, im Stil von Michael Ciminos „Die durch die Hölle gehen“, in dem die Figuren in ähnlicher Form Opfer von Kriegstraumata und der modernen Industriegesellschaft werden.

Bale spielt darin Russell Baze, Arbeiter in einem Stahlwerk, der nach einem Gefängnisaufenthalt – er hatte alkoholisiert einen Verkehrsunfall mit tödlichen Folgen verursacht – vor den Trümmern seiner bisherigen Existenz steht.

Sein Vater ist inzwischen verstorben, die Freundin hat ihn verlassen, und der Bruder, ein Irak-Veteran, kommt mit seiner normalen bürgerlichen Existenz nicht klar und verdient sein Geld lieber bei illegalen Boxkämpfen.

Dadurch gerät er in die Fänge von Harlan DeGroat, einem psychopathischen Hinterwäldler-Drogenkönig, mit dem es Russell Baze schließlich alleine aufnehmen muss, wodurch das bis dahin packende Drama zur brutalen, etwas unentschlossen wirkenden Rachestory wird.