COLDWATER

Vincent Grashaws Spielfilmdebüt „Coldwater“ erinnert in gewisser Weise an Kim Chapirons Film „Dog Pound“ von 2010, der damit ein Remake von Alan Clarkes britischen Jugendknast-Klassiker „Scum“ aus den Siebzigern drehte, verlegt ins Amerika der Jetztzeit.

Im Mittelpunkt stand dabei eine vom Leben nicht gut behandelte, aber dennoch charakterlich gefestigte Hauptfigur, die sich innerhalb der Hierarchie eines unmenschlichen Systems, das auf physischen und psychischen Erniedrigungen basierte, zu behaupten versuchte, aber auch nicht verhindern konnte, dass dabei Schwächere auf der Strecke blieben.

Ein Film, der wie die meisten anderen Gefängnisstreifen die Erkenntnis untermauerte, dass Gewalt nur neue Gewalt produziert. Dadurch wird auch jede Chance auf Resozialisierung zunichte gemacht, wenn es nur darum geht, den Willen von Menschen zu brechen und sie mit bescheidenem Erfolg umzuerziehen.

Dennoch versteht es „Coldwater“, den Zuschauer trotz hinlänglich bekannter Themen aufgrund seiner Intensität mitzureißen. Grashaw schildert darin die Zustände in einem zur Umerziehung von jugendlichen Straftätern dienenden Boot Camp in der amerikanischen Wildnis, nicht unähnlich denen eines militärischen Trainingslagers, inklusive eines psychotischen Ex-Colonels mit Alkoholproblemen.

Der Regisseur hatte sich zuvor schon länger mit dem Thema von Rehabilitationszentren in den USA beschäftigt – den Anstoß gaben die persönlichen Erfahrungen eines Freundes in so einer Einrichtung – und inszenierte seinen Film dementsprechend in einem fast dokumentarischen Stil. Dennoch hat man gegen Ende das Gefühl, es mit einem auf die Schicksale der Protagonisten zugeschnittenen, nicht immer glaubwürdigen Thriller zu tun zu haben, der ein bestimmtes moralisches Statement transportieren will.

Aber das macht „Coldwater“ letztendlich sogar noch wirkungsvoller.