GLEISDREIECK – BERLIN 1981

Jörg Ulbrecht, Jörg Mailliet

Das Berlin der Achtziger war ein grauer, mystischer Ort für junge Menschen aus der Provinz. Allein die schummrig beleuchteten Geisterbahnhöfe auf DDR-Gebiet, welche die West-U-Bahn ohne anzuhalten passierte, oder die verfallenenen Gleisanlagen überall, etwa an der Haltestelle Gleisdreieck im Westen Kreuzbergs, faszinierten.

Jenes Berlin war ein anderer Ort als die heutige Metropole: schmutzig und progressiv zugleich, ein riesiger Abenteuerspielplatz, subkulturell wie politisch. Jörg Ulbert (Text) und Jörg Mailliet (Zeichnungen) haben „Gleisdreieck – Berlin 1981“ genau hier angesetzt, 1981, als die krassesten Auswüchse revolutionärer Umtriebe in Form von Revolutionäre Zellen und RAF schon ein paar Jahre zurücklagen, die Spannungen in der Stadt aber nicht weniger geworden waren: wie heute wurde günstiger Wohnraum vernichtet, dagegen protestiert und randaliert.

In sehr authentischen, detailgenauen Bildern – Mailliet muss selbst vor Ort gewesen sein oder aber über sehr gute Fotos der damaligen Stadt verfügen – und einer nicht minder gut recherchierten Story erzählt das Autorenduo die Geschichte von Otto und Martin: ersterer ist Bulle und solch sich in linke Kreise einschleichen, letzterer ein Veteran des bewaffneten Kampfes, der aus dem Nahen Osten zurückkehrt, um dem Kampf weiterzuführen. Der Plan: den erzkonservativen Innensenator Lummer entführen ...

Ohne Plattitüden beschreiben sie typische Charaktere und Orte jener Subkultur, binden Punkbezüge ein und liefern auf der vorderen Klappe sogar noch eine Playlist mit: DEAD KENNEDYS, FEHLFARBEN, JOY DIVISION, SPECIALS und SLIME sind dabei, teils liegen deren Textfragmente über düsteren Szenerien.