GOOD VIBRATIONS

„The Troubles“ klingt wie ein Euphemismus und ist auch einer: „Ärger“ und „Schwierigkeiten“ zur Beschreibung des Bürgerkrieges in Nordirland, der von den Sechzigern an bis in die Neunziger das Leben der Menschen dort zur Hölle machte und über 3.500 Tote zur Folge hatte, ist krass.

Protestanten und Katholiken bekriegten sich auf’s Blut – und zwischendrin kam Punk. Terry Hooley, Jahrgang 1948, war ein musikbegeisterter Hippie und eröffnete Anfang der Siebziger auf Belfasts schwer vom Bürgerkrieg gezeichneter Great Victoria Street seinen Plattenladen.

Irgendwann kam Punk in Form von Punks, Hooley begriff – aus Begeisterung, nicht aus kommerziellem Kalkül –, dass da was im Gange ist, und veröffentlichte die ersten Singles von RUDI, VICTIM, OUTCASTS und UNDERTONES.

Er veranstaltete Konzerte und Touren für und mit den Bands – und blieb erfolglos, bis ein gewisser John Peel, nach einer verzweifelten Reise Hooley nach London, um seine Bands den dortigen Labels anzubieten, „Teenage kicks“ spielte, und der Rest ist Geschichte.

Das dicke Geld mit Punk machten andere, Hooley opferte Beziehung und finanziellen Erfolg seiner Begeisterung für Bands und Musik, musste seinen Plattenladen mehrfach schließen (und eröffnete doch wieder) und stand letztlich zwischen allen Fronten.

Mit diesem Film von Lisa Barros D’Sa und Glenn Leyburn wurde ihm 2013 ein Denkmal gesetzt, jetzt ist er endlich in einer deutsch untertitelten Fassung erhältlich, denn der nordirische Akzent der Darsteller ist krass.

„Good Vibrations“ ist ein liebevolles, bewegendes Portrait eines Menschen, der von seiner musikalischer Begeisterung besessen ist, Held und tragischer Verlierer zugleich. Kein Kitsch, keine Verklärung und viel gute Musik zeichnen ihn aus.