SPRINGSTEEN

Ryan White

Parallel zu Peter Ames Carlins „Bruce“ hat Edel auch „Springsteen – Retrospektive“ veröffentlicht, ein großformatiges Foto-Lesebuch nahezu im Format eines LP-Covers. Von Carlin stammt auch das Vorwort des Bandes, der vom US-Journalisten Ryan White gewissermassen in Ergänzung zu dessen Biographie erstellt wurde.

White dokumentiert Springsteens Karriere entlang von dessen 18 Studioalben, auch das Anfang 2014 erschienene „High Hopes“ fand noch Berücksichtigung. Das Buch ist eine ausgewogene Mischung aus der chronologischen, nicht zu knappen Biographie und vielen großformatigen, ganzseitigen Fotos, die Springsteen, sein Umfeld und seine Wegbegleiter (vor allem aber ihn) dokumentieren.

Gerade die frühen schwarzweißen Fotos sind faszinierend, teilweise wirkt der lockige junge Kerl mit seinem Bart und den simplen T-Shirts wie ein Doppelgänger von Che Guevara. Springsteen mit Band auf der Veranda eines Restaurants posierend, nachdenklich mit Gitarre, im Studio, um den Hals eine Kette mit Kreuz – es sind diese frühen, intim wirkenden Fotos, weniger die späteren farbigen Promofotos, die Hochglanz-Livebilder, die den „Boss“ so dokumentieren, wie man ihn gerne sieht: als einfachen Working-Class-Amerikaner.

An dem Punkt stellt sich die Frage: ist der Multimillionär Springsteen wirklich so ein cooler, geerdeter Typ, von dem es, anders als von anderen Rockstars, keine peinlichen Partyfotos, keine Glamour-Aufnahmen vor Villa und teuren Autos gibt? Oder ist es eine geglückte Inszenierung? So oder so, dieses Buch macht großen Spaß, denn eine Biographie zu lesen ist das eine, sich von Fotos beeindruckt seine eigenen Gedanken zu machen das andere.

Im Anhang findet sich eine ausführliche Diskographie.