BRUCE

Peter Ames Carlin

Warum Bruce Springsteen der „Boss“ genannt wird, erfährt man hier bereits auf den ersten drei Seiten: ein guter Einstieg, der dann zu den üblichen Stammbaum-Kapiteln überleitet, die sich bekanntlich je nach Autor auch schon mal wie Kaugummi ziehen können.

Das ist bei der vom Meister autorisierten Bio „Bruce“ definitiv nicht der Fall, sondern man legt das Buch nicht mehr weg, weil es spannend und interessant geschrieben ist. Das hat mit der Vielzahl von Zeitzeugen- und Originalzitaten zu tun, die dafür sorgen, dass jedes Kapitel gut zu lesen ist.

Vor allem die frühen Jahre vor der Solokarriere werden gut ausgeleuchtet und in Verhältnis zu den privaten Entwicklungen gesetzt. Allerdings werden hier keine Boulevard-Geschichten ausgebreitet, sondern man erhält tiefe Einblicke in das Gefühlsleben und die Entstehungsgeschichten der Songs und Alben.

Vor dem geistigen Auge läuft permanent eine (zuweilen zu umfangreiche) Dokumentation ab. Der Autor Peter Ames Carlin arbeitet als Journalist und hat auch schon Biografien über Paul McCartney oder Brian Wilson veröffentlicht.

Dementsprechend ausführlich verliert er sich im Früh- und Hauptwerk. Am interessantesten fand ich das Kapitel über die Auflösung der E STREET BAND 1988, teils kreativ begründet, aber zum Teil auch Ausdruck von veränderten Beziehungsstrukturen innerhalb der Gruppe.

Seltsamerweise räumt Carlin dem Schaffen der aktuellen E STREET BAND verhältnismäßig wenig Raum ein. Mir passt das ganz gut, dem erfahrenen Springsteen-Bio-Leser wird das allerdings eventuell nicht genügen.

Aber dafür ist man gut informiert und unterhalten!