ELECTRI_CITY

Rüdiger Esch

Kürzlich erschien mit „Electri_City“ auf Grönland ein Begleitsampler zu Rüdiger Eschs inzwischen veröffentlichtem gleichnamigen Buch, in dem es um „Elektronische Musik aus Düsseldorf“ geht. Während die Compilation nur an der Oberfläche kratzte und nur ahnungslosen Leuten etwas Neues bot, könnte das Buch eher zu einer Überforderung führen.

Denn Esch, der bei DIE KRUPPS und MALE gespielt hat und mit MAKROSOFT ein eigenes Elektronik-Projekt betreibt, hat eine ungewohnte Form gewählt, um sich der Musikszene Düsseldorfs anzunähern.

Basis für „Electri_City“ waren über fünfzig Interviews, die Esch zum größten Teil selbst mit den wichtigsten Zeitzeugen geführt hat. Insofern ist das Buch gewöhnungsbedürftig, da es aus einer Abfolge von chronologisch geordneten Originalzitaten besteht, mit denen Esch versucht, die Jahre 1970 bis 1986 aufzuarbeiten.

Im Anhang finden sich Kurzbiografien aller Befragten, die man unbedingt als Erstes lesen sollte, um nicht den Überblick zu verlieren, denn nicht jeder wird alle Namen ohne Weiteres zuordnen können.

Nicht weiter überraschend ist, dass Ralf Hütter und Florian Schneider hier nicht zu Wort kommen wollten, dafür ist ihr ehemaliger KRAFTWERK-Kollege Wolfgang Flür umso präsenter, denn ein Buch über „Elektronische Musik aus Düsseldorf“ ohne eine Einbeziehung dieser extrem einflussreichen Band wäre undenkbar gewesen.

Auch wenn sich „Electri_City“ aufgrund dieser unzusammenhängenden Form nicht so leicht konsumieren lässt und man ständig selbst Leerstellen füllen muss, entsteht dennoch ein geschlossenes und lebendiges Bild der Entwicklung elektronischer Musik in Deutschland, was sich ja nicht allein auf Düsseldorf beschränkte.