CODE ORANGE

I Am King

Das Kids ist weg, aus CODE ORANGE KIDS wird CODE ORANGE. Find ich okay. Wenn da nicht die Musik wäre, aber dazu später. 2008 in der Stahlarbeiterstadt Pittsburgh, Pennsylvania gegründet, haben sich die vier CODE ORANGE KIDS mit ihrem Debüt „Love Is Love/Return To Dust“ einen Namen gemacht.

Unter den Fittichen von Labelboss Jacob Bannon und Produzent Kurt Ballou (beide CONVERGE), geht das natürlich auch ganz gut, wenn man ähnlich geartete Chaosmucke fabriziert. Drei von vier Mitgliedern haben ein Mikro vor sich, hauptsächlich bekeift jedoch von Drummer Jami, Gitarristin Reba gibt den grunzenden Gegenpart.

Dazu gab es auf „Love Is Love ...“ neben derbem Geschmetter kleine, aber feine, Shoegaze-Einlagen, die ein sehr stimmiges Gesamtbild ergaben. Etliche Touren später, zuletzt mit dem mäßig spannenden TYPE-O-NEGATIVE-Abklatsch TWITCHING TONGUES auch in Europa, erscheint Album Nummer zwei, der jetzt ausgewachsenen CODE ORANGE.

In Zeiten von Social Media wurde dieses im Vorfeld besonders ausgefuchst und viral beworben, es wurde schlicht ein eigener Kult kreiert, die „Thinners Of The Herd“. Das fand ich eigentlich ganz spaßig, bis dann die ersten Videos und Streams ans Licht kamen.

Denn leider zeigten sich CODE ORANGE hier von ihrer schwächsten Seite, denn stumpf ist eigentlich nur dann Trumpf, wenn man eben auch anders kann. Das wurde auf der vorigen Platte geschickt ausbalanciert, nun kommt auf „I Am King“ fast durchgehend die Brechstange zum Einsatz.

Dazu reiht sich neben einen Haufen lahmen Slamparts das eine oder andere Riff, das an die Übergangszeit von Grunge zu NuMetal erinnert. Wir haben alle mitbekommen, dass die Neunziger wieder cool sind, aber das braucht wirklich keiner.

So rumpelt „I Am King“ vom gleichnamigen Opener an vor sich hin und macht mich wütend wegen so viel vergeudetem Potenzial. Da kann noch so viel am Sound rumgespielt werden, wenn die Songs nichts taugen, dann kann auch Kurt Ballou nichts mehr retten.

Selbst ein Stück wie „Dreams in inertia“, der zunächst ein mittelspannender Grunge-Song zu sein scheint, wird hier gegen Ende mit einem absolut sinnfreien Beatdown-Riff zerstört. Wer sich vor der Bühne auf die Fresse hauen will, der wird sich freuen, der Rest kann nur mit dem Kopf schütteln.

Direkt danach werden mit „Unclean spirit“ Erinnerungen an alte Zeiten wach, schnell und chaotisch, eigentlich ganz gut, im Gesamtbild aber absolut fehl am Platze, wenn da nicht der abschließende Prügelpart mit Feature von Hobbyphilosoph und TERROR-Sänger Scott Vogel wäre; das passt ja dann doch wieder.

Gegen Ende kommt bei „Your body is ready ...“ nochmal so etwas wie Hörgenuss auf, doch das soll es dann auch gewesen sein. Die CONVERGE-Vergleiche kann man sich fürs Erste einmal sparen. Das hier klingt zeitweise fast so schlimm wie REDUCTION.