BARRY HODEN

Ralf König

An „Barry Hoden“, eine weitere aktuelle Veröffentlichung des schwulen Comizeichners Ralf König, kann man erneut sehr schön sehen, wie dieser über die Jahre seine Arbeitsweise den jeweiligen Anforderungen von Mainstream und Subkultur angepasst hat.

Denn nach wie vor erscheinen bei Rowohlt Königs zahmere Arbeiten, die sich zwar inhaltlich nicht zurücknehmen, aber weniger explizit umgesetzt sind. Dafür kann er bei seinen Veröffentlichungen für den Männerschwarm Verlag ordentlich aufdrehen: dicke Dödel und behaarte Kerle, so weit das Auge reicht.

Freud würde darin wahrscheinlich den klassischen Konflikt zwischen Es und Über-Ich sehen, der ja fest verankert ist in den Geschichten mit seinem schwulen Pärchen Konrad und Paul, das 1990 das erste Mal auftauchte, und, wie es heißt, die unterschiedlichen Charakterzüge ihres Zeichners in sich trägt.

Eine „Chronik des schwulen Alltags“ sozusagen, denn König thematisierte dabei in deutlich ernsthafterer Form auch AIDS oder Homoehe. Bei „Barry Hoden“ (ein Witz, der nur bei einer korrekten Aussprache von „Perry Rhodan“ funktioniert, der bekannten SciFi-Groschenroman-Serie) handelt es sich um eine Art Fortsetzung des ebenfalls in diesem Jahre erschienenen Bandes „Konrad & Paul: Raumstation Sehnsucht“.

Allerdings liefern Konrad und Paul hier nur die Rahmenhandlung. Stattdessen stehen Pauls literarische Versuche im Bereich der Science Fiction im Mittelpunkt, die bei „Konrad & Paul: Raumstation Sehnsucht“ nur am Rande vorkamen.

Dabei übernimmt das Es eindeutig die Oberhand, denn Paul lässt hier seinen sexuellen Phantasien freien Lauf, was seinen schöngeistig veranlagten Lebenspartner wenig begeistert, aber den Leser auf jeden Fall wieder schwer amüsiert.