DER VERGESSENE GARTEN

Émile Bravo

Émile Bravos Comics sind schon eine Besonderheit in der weiten Comiclandschaft. Einen Namen hat er sich insbesondere als Spirou-Zeichner, Autor der fabel- und märchenverdrehenden Comicserie „Die sieben Zwergenbären“ und Illustrator von graphischen Kinderromanen gemacht.

Für seine Zeichnungen zu „Meine Mutter ist in Amerika und hat Buffalo Bill getroffen“, einer Geschichte von Jean Regnaud, erhielt er unter anderem 2010 den deutschen Jugendliteraturpreis in der Kategorie Kinderbuch.

„Der vergessene Garten“ richtet sich aber inhaltlich ausdrücklich nur an Erwachsene. Seine Fähigkeit, nur auf der Bildebene zu erzählen wendet er jedoch auch hier an: Zwar gibt es auch zahlreiche Sprechblasen, regelmäßig sind diese aber nicht mit Text, sondern mit Bildern gefüllt.

Und damit sind nicht nur Piktogramme gemeint, sondern auch im Panel versteckte Panels, eine Bildergeschichte innerhalb der Bildergeschichte, ein Kniff den Bravo insbesondere in den Episoden zum Nahostkonflikt und der (Nicht-)Radikalisierung einzelner Muslime verwendet.

Oft kommt er aber auch ganz ohne Denk- und Sprechblasen aus. Insgesamt einzelne, in sich abgeschlossene kurze Erzählungen versammelt „Der vergessene Garten“ und deckt dabei eine thematische Bandbreite von Fußball über den Nahostkonflikt, der amerikanischen Politik (im Lucky Luke-Stil!), dem Alltag eines überambitionierten französischen Familienvaters bis hin zu einem Abgesang auf die amerikanische Gesellschaft/Jugendkultur ab.

Der Inhalt wirkt immer bis zu einem gewissen Grad absurd, hier und da auch politisch bis gesellschaftskritisch und bietet mit manchmal abrupten und unerwarteten Wendungen ein abwechslungsreiches, anspruchsvolles und gleichzeitig kurzweiliges Lesevergnügen.