PAPA IN AFRIKA

Anton Kannemeyer

„Tim im Kongo“ ist rassistisch, kein Zweifel. Wenn der südafrikanische Bittercomix-Mitgründer Anton Kannemeyer stilistisch Hergés Lignie Claire aufgreift und in gelegentlich nachdenkliche, oft aber bitterböse, drastisch überspitzte bis schockierende Panels abwandelt, ist das also garantiert kein Zufall.

Versammelt sind hier Zeichnungen aus mehreren Jahrzehnten, entsprechend weit ist daher die abgedeckte Spanne: Neben einigen ruhigeren, persönlichen Episoden und Exkursen zur Rolle des Afrikaans innerhalb des rassistischen Weltbilds, fährt Kannemeyer auch Vergewaltigungsszenen, Folter und systematische Menschenabschlachtungen auf und legt auf diese Weise den dem südafrikanischen Rassismus zugrunde liegenden gedanklichen Überbau Schicht für Schicht frei. Warum dieser Band erst jetzt in einer deutschen Übersetzung erscheint? Vielleicht musste die deutschsprachige Comicgemeinde erst von Jonas Engelmann („Gerahmter Diskurs“) auf die Herausforderung vorbereitet/gestoßen werden.

Wie auch immer, Avant hat den Schritt nun endlich gewagt und diesen wichtigen Denkanstoß und auch eindeutig politischen Beitrag zum Verständnis der südafrikanischen Gesellschaft und deren Entwicklung im späten 20.

und frühen 21. Jahrhundert veröffentlicht. Zwar lassen schon die Bilder erahnen, dass ein Ende in diesem Zusammenhang noch längst nicht in Sicht ist, Kannemeyer spricht aber auch das derzeit grundlegende Problem Südafrikas ganz deutlich aus: Viele junge Südafrikaner gehen einer Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ihres Landes aus dem Weg.

Dass sich rassistisches Gedankengut dadurch leider wohl noch lange im südafrikanischen Bewusstsein halten wird, ist offensichtlich.