SNOWPIERCER

In den USA hat es über 30 Jahre gedauert, bis sich ein Verlag anschickte, die Graphic Novel „Le Transperceneige“ von Jacques Lob und Jean-Marc Rochette ins Englische zu übersetzen. In Deutschland erschien sie letztes Jahr unter dem Titel „Schneekreuzer“.

Grund dafür dürfte die Verfilmung durch den Südkoreaner Bong Joon-ho sein. In dem Comic wird ein düsteres Zukunftsszenario entworfen, das die Menschheit mit einer neuen Eiszeit konfrontiert.

Die letzten Überlebenden rasen fortan mit einem Zug durch die verreisten Landschaften, während innerhalb des Zuges ein unerbittlicher Klassenkampf tobt. Ein an sich ziemlich albernes Konzept, das Autor und Zeichner durch die realistische Umsetzung und eine fast philosophische inhaltliche Herangehensweise mit erstaunlicher Glaubwürdigkeit und Zeitlosigkeit versehen konnten.

Hinsichtlich der Glaubwürdigkeit hapert es allerdings gewaltig bei Bong Joon-hos Adaption, denn die gesamte Geschichte ist durchzogen von Widersprüchen und offenkundigem Unsinn, was in einem Realfilm vielleicht mehr auffällt als in einem Comic.

Was man dem südkoreanischen Regisseur allerdings nicht absprechen kann, ist die ambitionierte visuelle Umsetzung der Graphic Novel. Das lässt wahrscheinlich viele Leute auch darüber hinwegsehen, wie wenig Sinn „Snowpiercer“ eigentlich macht, was auch für den enttäuschenden Schluss gilt.

Interessanterweise war Regisseur Park Chan-wook Produzent des Films, was sich gut sichtbar bei den stylischen Bildern und der Brutalität von „Snowpiercer“ niedergeschlagen hat. Und so erinnern gerade die in klaustrophobischer Enge stattfindenden Gefechte an die berühmten Korridor-Kampfszene aus Park Chan-wooks eigenem Film „Oldboy“.

Als ernstzunehmende sozialkritische Dystopie ist „Snowpiercer“ zwar selten wirklich überzeugend, der ungewöhnliche Look des Films ist dennoch extrem sehenswert.