DIE FARBE DES GELDES

Man muss Robert Rossens Klassiker „Haie der Großstadt“ („The Hustler“) von 1961 mit Paul Newman als Poolbillardspieler „Fast Eddie“ Felson nicht unbedingt gesehen haben, um Martin Scorseses „Die Farbe des Geldes“ genießen zu können, aber schaden tut es sicher nicht.

Der denkwürdigste Satz in Rossens bewegendem menschlichen Drama lautet „It’s not enough that you just have talent, you gotta have character too“. Somit ist „Haie der Großstadt“ auch einer der wenigen amerikanischen Filme, in denen der Held als Sieger hervorgeht, weil er seine Träume zum Schluss aufgibt.

Das zugrundeliegende Buch schrieb 1959 Walter Tevis, der auch die Romanvorlage zu „Der Mann, der vom Himmel fiel“ lieferte. 1984 entstand die Fortsetzung „Die Farbe des Geldes“ („The Color of Money“), die dann zwei Jahre später von Scorsese aufgegriffen wurde.

Ein von Tevis geschriebenes Drehbuch wurde nicht verwendet, stattdessen machte Scorsese einen eigenständigen Film daraus, der die Figur des „Fast Eddie“ Felson (wieder gespielt von Newman) gut 20 Jahre später zeigt.

Der hatte Poolbillard inzwischen an den Nagel gehängt (womit er das Ende von Rossens Film aufgreift) und verdient sein Geld als Spirituosen-Händler. In Vincent Lauria, den Tom Cruise herrlich als selbstverliebten Kotzbrocken verkörpert, trifft er quasi auf sein jüngeres Ebenbild, das er unter seine Fittiche nimmt, um aus ihm einen erfolgreichen Poolbillardspieler zu machen, bis der Schüler seinen Lehrer übertrumpft.

Das Subgenre des Spielerfilms nutzt Scorsese dabei wie schon Rossen auf allegorische Weise für eine gerade schauspielerisch sehr überzeugende Charakterstudie und moralphilosophische Reflexion über Korruption und Unschuld.

Die aktuelle Blu-Ray-Veröffentlichung dieses essentiellen Scorsese-Werks ist hinsichtlich der Bildqualität aber leider nur mittelprächtig und verzichtet auf jegliche Extras.