PRIMITIVES

Galore

Eine Band als „One Hit Wonder“ zu bezeichnen, ist eine Beleidigung – vor allem dann, wenn diese nicht nur ein Album gemacht hat. Die 1985 im britischen Coventry gegründeten PRIMITIVES trifft es noch schlimmer: ihren Hit „Crash“ aus dem Jahre 1988 kennt jeder (wer es nicht glaubt: bei YouTube suchen), aber kaum einer weiß, wie die Band dahinter heißt.

1988 war auch das Debütalbum „Lovely“ erschienen, dem ein Jahr später „Pure“ folgte und 1991 „Galore“, das völlig floppte, worauf die Band sich 1992 selbst den Stecker zog (und erst 2009 wieder zusammenfand, seitdem aktiv ist).

Hört man sich das Album mit 24 Jahren Distanz an, fragt man sich, woran es lag. Eigentlich machten die PRIMITIVES auf „Galore“ nichts anders als auf den Vorgängern, aber der säuselige britische Indiepop, irgendwo zwischen BLONDIE und THE JESUS AND MARY CHAIN, zwischen Shoegazing und etwas zu beliebigem Pop, war damals wohl einfach nicht mehr gefragt, Grunge hatte die Macht übernommen, und Britpop war noch nicht durchgestartet.

Ein klassischer Fall von falsche Zeit, falscher Ort, möchte man behaupten. Heute klingen Songs wie „Cold enough to kill“ oder „You are the way“ erstaunlich „unangegraut“, machen durchaus Spaß, und die Stimme von Frontfrau Tracy Tracy (natürlich ist die blond!) mit ihrem Timbre zwischen süß, säuselnd und latent unterkühlt hat einfach das gewisse Etwas.

Für den Ersteinstieg empfehle ich die Werkschau „Thru The Flowers“, wer es dann genauer wissen will, greift auch noch zu „Galore“, dessen Rerelease eine Bonus-CD mit Remixen und Live-Songs enthält.

Sehr unangenehm fällt allerdings der Albumtrack „Hello Jesus“ auf – keine Ahnung, was dieses „Kirchenlied“ damals sollte.