REALLY RED

Teaching You The Fear: The Complete Collection 1979-1985

„REALLY RED, das war eine äußerst politische Band mit schlauen Texten, die eigenwilligen Punkrock spielte – sehr rhythmisch, mit so einem gewissen fiebrigen Wave-Touch, aber auch dieser Funkyness, die Tim Kerrs BIG BOYS auszeichnete, wie auch der Rockigkeit der DICKS.

Und in manchen Momenten meint man gar, man habe einen Vorgänger von NOMEANSNO vor sich, so frickelig und doch kickend gehen sie vor.“ Das schrieb ich 2004 über den „Teaching You The Fear“-7“-Rerelease der Band aus Houston, TX, den damals Blake auf Empty Records veröffentlicht hatte.

Ein erster Schritt, die Band vor dem Vergessen zu bewahren, doch es dauerte nun zehn weitere Jahre, bis auf Alternative Tentacles diese Doppel-CD beziehungsweise Triple-LP mit der, der Titel verrät es bereits, kompletten Werkschau erscheinen konnte.

Was Gary Floyd mit seinen DICKS und Tim Kerr sowie Randy „Biscuit“ Turner und die BIG BOYS für Austin waren, war Ronnie Bond alias U-Ron Bondage mit REALLY RED für Houston: so was wie das Gesicht der Szene.

Sie waren der D.I.Y.-Ethik verpflichtet, positionierten sich im konservativen Texas klar (links) politisch, waren 1981 auf der wichtigen AT-Compilation „Let Them Eat Jellybeans“ vertreten und brachten Texas auf die Punk-Landkarte der USA.

Im Rerelease-Paket enthalten sind das „Teaching You The Fear“-Album (CIA Records, 1981), die „Rest In Pain“-LP (CIA Records, 1985) sowie die „New Strings For Old Puppets“-7“, die „Modern Needs“-7“, die „Crowd Control“-7“ und die „Despise Moral Majority“-Live-7“ enthalten, plus Compilation-Tracks.

Alle Aufnahmen wurden unter Aufsicht von AT-Boss Jello Biafra, für den diese Veröffentlichung eine Herzensangelegenheit war, neu gemastert, und das Ergebnis ist beeindruckend: sehr räumlich und klar präsentieren sich die alten Songs, wie von Jahrzehnte altem Schmutz befreit.

Im dicken Booklet finden sich, sehr vorbildlich, alle Texte (in Mikroschrift) sowie ein ausführliches Interview mit Ex-Frontmann Ronnie Bond, geführt von David Ensminger. Eine weitere Lücke in der Sammlung relevanter US-Punkbands wäre hiermit geschlossen.