TITLE FIGHT

Hyperview

Seit „Shed“ 2011 erschien, setzen TITLE FIGHT in ihrem Reifeprozess nicht Stein auf Stein, sondern reißen gerade aufgestellte Wände selbst ein, um etwas noch Größeres zu schaffen. Und doch folgen die Alben einer ineinandergreifenden Logik.

So auch „Hyperview“. Anstelle eines kompromisslosen Paukenschlags der Marke „Coxton Yard“ oder „Numb, but I still feel it“ beginnt das dritte Album weniger turbulent, aber umso verblüffender: „Murder your memory“ fadet langsam herein und entfaltet eine eskapistische Wirkung, nur um im Anschluss von „Chlorine“ überwalzt zu werden.

Nicht mit Walter Schreifels-Punkrock, sondern mit gewaltigen Noiserock, gepaart mit kurzen Wortfetzen, die nur leise ahnen lassen, worum es der Band geht. Die Stimmen von Ned Russin und Jamie Rhoden tauchen zeitweise gar ganz in Reverb-infizierte Zwischenwelten ab und wirken wie weitere Mosaiksteine in der komplexen Instrumentierung des Albums.

Auf „Hyperview“ vergraben sich TITLE FIGHT weiter in den mit „Floral Green“ angeläuteten Noiserock von SONIC YOUTH und unterspülen es mit dem Shoegaze von SLOWDIVE oder MY BLOODY VALENTINE.

Nicht nur die künstlerische Rücksichtslosigkeit, die TITLE FIGHT seit jeher verfolgen, verleiht ihnen die gewisse „We owe you nothing“-Mentalität einer Ausnahmeband wie FUGAZI, sondern auch ihre musikalische Verschrobenheit und Versiertheit.

All diese kleinen Nuancen im dichten Soundbrei machen „Hyperview“ zu einem Ausnahmealbum! Wenn Veränderung zum Stigma geworden ist, wie Ned sagt, dann dürften die Drittwerke von TITLE FIGHT und PIANOS BECOME THE TEETH diese Misslage mühelos überwinden.

In diesem Sinne: The more you change, the more you stay the same.