V.A.

Back From The Grave Vol. 9: Raw Blastin’ Mid 60’s Punk

Wenn es um schmutzige Sounds aus den Sechzigern geht, ist Tim Warrens Crypt-Label seit den frühen Achtzigern die allererste Adresse. Neben den bereits etablierten Sampler-Reihen, wie Lenny Kayes „Nuggets“, die „Pebbles“-Serie von Bomp-Boss Greg Shaw und die „Mindrocker“- oder „Moxie“-Compilations, trat Warren 1983 mit einem etwas anderen Konzept an.

„Back From The Grave“ setzte den Fokus auf die komplett obskuren, in Vergessenheit geratenen Loser-Truppen, die allenfalls ein bis zwei Singles einspielten, bevor sie dann nach Vietnam geschickt wurden oder Zahnmedizin studierten.

Nicht ein einziger kommerzieller Hit ist auf den bislang erschienenen neun Samplern enthalten. Stattdessen reihen sich laute, extrem simple und nahezu brutal gespielte Garagepunk-Songs aneinander, psychedelische Songs sind kategorisch ausgeschlossen, Folk- oder Pop-Songs sind ebenfalls verboten, Warren zog stets mit diktatorischer Entschlossenheit sein Ding durch.

Wie auch die „Pebbles“-Comps wartete Crypt mit ordentlichen Linernotes zu den Platten auf, zu Recherchezwecken wurde nahezu jede Band persönlich kontaktiert, und die Bandbio sowie bisweilen schräge Anekdoten der Bands machten einen großen Teil der Klappentexte aus, die damit einiges an Unterhaltungswert gewannen.

Bisweilen jedoch schrieb sich Warren bei seinen Texten so richtig in Rage, beschimpfte die korrupte Plattenindustrie, beleidigte Hippies, Acidheads und allem, was nicht seinen stereotypen Vorstellungen von „Rawk’n’Roll“ entsprach, wünschte er mindestens die Pest an den Hals.

Die Hasstiraden wurden dann auch beim Coverartwork fortgesetzt, comicartige Umsetzungen seiner kruden Ideologie, in denen Rock’n’Roll-Zombies mit Einsatz von Hackebeilchen, Stromstößen, Säurebädern oder Bluthunden die Hippie-Mischpoke zerfleischen.

Teil 9 der Reihe ist nun, 18 Jahre nach Nummer 8, endlich fertig und schließt nahtlos an die Vorgänger an. Wie seit Teil sieben üblich gibt es Doppelvinyl oder CD mit ultralanger Spieldauer, dreißig Songs, darunter kein einziger Flop, wenn auch die Hitdichte der ersten beiden Teile der Reihe unerreicht bleiben wird.

Wohl kein zeitgenössischer Garage-Musiker hat nicht mindestens drei Songs aus dem „BFTG“-Fundus nachgespielt, die Songs gehören mittlerweile zum Allgemeinwissen der Garage-Szene und darüber hinaus.

Teil 10 ist mittlerweile übrigens auch erhältlich.