LOU REED

Victor Bockris

Es dürfte nicht leicht gewesen sein, Lou Reed (1942-2013) zu sein, und noch weniger, sich in seiner Umgebung aufgehalten zu haben. Diesen Eindruck erweckt Victor Bockris Biografie über den mürrischen Bandleader von VELVET UNDERGROUND.

Bockris befasst sich schon eine halbe Ewigkeit mit der New Yorker Szene, veröffentlichte Biografien von Andy Warhol, Patti Smith und, zusammen mit Factory-Urgestein Gerard Malanga die VU-Bio „Uptight!“.

Man sollte einen vorurteilsfreien Blick auf das Leben und die fünfzigjährige Karriere eines der einflussreichsten Musiker erwarten. Doch scheint Bockris sich mit Reed noch eine Rechnung offen gehabt zu haben, denn dieses Buch ist eine Abrechnung mit körbeweise schmutziger Wäsche.

Zwar sind die Fakten einigermaßen präzise recherchiert, von Reeds abgebrochener Universitätskarriere über die Pickwick-, VU-, und Glam-Ära bis zu den Rock-Jahren zeichnet Bockris eine stringente Schaffenskarriere, beleuchtet Reeds „schwierige“ Persönlichkeit (genau genommen zeichnet er das Porträt eines Riesenarschlochs) und gibt der verbreiteten These, dass kreative Menschen oft menschlich völlig unterentwickelt sind, neues Futter.

So weit, so gut. Was leider etwas zu kurz kommt, ist eine eingehende Beschäftigung mit Reeds Musik. Und da das Buch bereits zwanzig Jahre auf dem Buckel hat, ist die „erweiterte“ Neuauflage ein wenig dürftig geraten.

Die Jahre 1994 bis 2014 verstreichen im Schnelldurchlauf, sicher waren das nicht Reeds bewegteste Jahre, doch Bockris gibt sich in den letzten Kapiteln reichlich lustlos, das Pulver ist verschossen.

In der Summe unterhaltsame Lektüre, denn es ist ja verboten, Subjektivität in Biografien unterzubringen.