ASPIRINE

Joann Sfar

Avant veröffentlicht Joann Sfars zweiten und offiziell letzten Teil der Saga rund um Vampir Ferdinand und packt damit in ein Buch, was in Frankreich ursprünglich auf zwei Bände („Grand Vampir“ und „Le Bestiaire Amoureux“) verteilt erschienen ist.

Warum man sich in diesem Zusammenhang dazu entschlossen hat, den deutschen Sammelband „Aspirine“ zu nennen, ist mir allerdings ein Rätsel, denn tatsächlich spielt die gleichnamige Figur nur sehr sporadisch eine tragende Rolle.

Inhaltlich bleibt alles beim Alten: Aus Schundromanen, Mythen, Sagen und Legenden zusammengeklaute Figuren verdrehen sich in den Wirren zwischenmenschlicher (oder eher zwischenmonströser) Beziehungen.

Mit doppeltem Boden und versteckter Gesellschaftskritik versteht sich, denn eindeutig wäre ja langweilig und das mag Sfar bekanntermaßen überhaupt nicht. Der Magier Doktor Casaglia, die Emohexe Nope, der Kommissar Ehrenstein, der Golem samt Judenherrchen Elija, der Werwolf, die Alraune Liou, die Vampirinnen Aspirine und Ritaline (haha) u.v.a., nahezu alle sind mal wenig, mal komplett an Gegenwartsphänomene angepasst und/oder ironisch abgewandelt und entsprechen so gar nicht den Erwartungen, die man als belesener Mensch im Normalfall an sie stellt.

Verpackt ist das Ganze in leicht hakelige, bunt kolorierte Bildchen, deren Schattierungen neben aller Skurrilität und Witz auch Düsternis und Ernsthaftigkeit aufkommen lassen. Damit hat es nun aber zumindest am Hauptschauplatz Vilnius ein Ende.

Doch wer den Figurenrecycler und -verdreher Sfar kennt, weiß, dass dies eigentlich nur ein Abschied auf Zeit sein kann. Man darf also gespannt sein, in welche Abenteuer er seine Standardfiguren das nächste Mal hineinmutieren lässt.