FLUCHTTUNNEL NACH WEST-BERLIN

Olivier Jouvray, Nicolas Brachet

Erstaunlich, deutsche Geschichte scheint nicht nur Deutsche zu interessieren, denn diese Graphic Novel über eine der spektakulärsten Fluchtaktionen aus dem Ostberlin zu DDR-Zeiten haben tatsächlich zwei Franzosen geschaffen.

57 von geplanten 61 Personen konnten 1964 über den von Westberliner Studenten unter Einsatz ihres Lebens gegrabenen Tunnel (bekannt als Tunnel 57, der längste und tiefste Fluchttunnel Berlins) fliehen.

Auf der Grundlage von Fotos, Filmaufnahmen und Zeitzeugenberichten haben die Autoren eine Rahmengeschichte rund um die beiden Freunde Tobias und Mathias konstruiert – Beziehungskiste zwischen Mathias und Tobias’ auf der Ostseite verbliebenen Schwester Hanna inklusive – und die Planung und Ausführung des Tunnelbaus und der Flucht Stück für Stück nachgezeichnet. Dieser Rahmen gibt der Sache zwar eine für meinen Geschmack ein wenig zu rührselige Note, dennoch hinterlässt „Fluchttunnel nach West-Berlin“ einen nachhaltigen Eindruck, da der Comic die Angst und die Verzweiflung, gleichzeitig aber auch den Antrieb der einzelnen Akteure greifbar und deren selbstloses Handeln so nachvollziehbar macht.