HARMS

Nikolai Müllerschöns bisheriges Schaffen als Regisseur wies eigentlich nichts auf, was mich großartig in Begeisterung versetzt hätte, und zu dessen ersten Arbeiten 1983 „Schulmädchen ’84 – Die Schulmädchen der Klasse Sex“ gehörte.

Bei seinem Film „Harms“, der im letzten Jahr mit bescheidenem Erfolg in den deutschen Kinos lief, muss wohl hervorgehoben werden, dass Müllerschön zusammen mit Hauptdarsteller Heiner Lauterbach den Film finanziell alleine stemmte, um in kreativer Hinsicht alle Freiheiten zu besitzen.

Dabei schwebte den beiden offenbar eine Hommage an das oft nihilistische Gangsterkino Ende der Sechziger/Anfang der Siebziger vor, wie es in Frankreich aber auch in den Staaten oder Großbritannien gedreht wurde, etwa Filme wie „Jack rechnet ab“, „Point Blank“ oder „Der eiskalte Engel“.

Große Vorbilder also, denen „Harms“ natürlich nur bedingt gerecht werden kann, zumal die Handlung in der Jetztzeit spielt, und die Typen, die Müllerschön hier in den Mittelpunkt stellt, tatsächlich in den Siebzigern glaubwürdiger gewirkt hätten.

Heiner Lauterbach spielt darin den titelgebenden wortkargen Gangster Harms, der nach 16 Jahren wieder in die Freiheit entlassen wird. Draußen erwartet den Ex-Knacki nichts als Tristesse, bis ihm ein Ex-Vorstand der Bundesbank einen todsicheren Plan unterbreitet, wie man dort an 100 Millionen Euro herankommen kann – das kann natürlich nur in die Hose gehen.

Insofern ist Lauterbachs Harms auch eine eher tragische Figur, die bei aller unnahbarer Machohaftigkeit noch viel Empathie ausstrahlt. „Harms“ mag kein perfekter Film sein und leidet an einer etwas überkonstruierten Story, ist aber dennoch ein gelungenes Beispiel für schmuddelig-düsteres und brutales deutsches Genrekino mit authentischer Atmosphäre.

Abseits des üblichen spießigen „Tatort“-Miefs brilliert hier an der Seite von Lauterbach vor allem Axel Prahl.