POISON IDEA

Confuse & Conquer

Für eine seit 1980 fast durchgängig existierende Band ist die Album-Diskographie von POISON IDEA aus Portland, Oregon überraschen klein: „Kings Of Punk“ (1986), „War All The Time“ (1987), „Feel The Darkness“ (1990), „Blank Blackout Vacant“ (1992), „We Must Burn“ (1993), dann lange nichts und schließlich 2006 „Latest Will And Testament“, das letzte Album mit dem kurz darauf verstorbenen Pig Champion – und dann wieder lange Jahre nichts.

Okay, Jerry A als Frontmann und Verwalter des Erbes hielt die Band am Laufen, man tourte in verschiedenen Besetzungen regelmäßig durch Europa und war leidlich gut, aber ein neues Album? Erst 2014 klarte in dieser Hinsicht der Himmel auf, Jerry A hatte, so kann man seine Äußerungen deuten, sein Leben wieder besser unter Kontrolle und wollte beweisen, wozu er, wozu seine Band noch in der Lage ist.

Den Vorgänger „Latest Will And Testament“ bezeichnet er rückblickend weniger als richtiges Album denn als Sammlung von Demo-Aufnahmen, anzuschließen galt es an die Klassiker von Anfang der Neunziger.

Und das ist POISON IDEA tatsächlich geglückt, „Confuse & Conquer“ knüpft an das für mich beste PI-Album „Feel The Darkness“ an, in Produktionsqualität wie songwriterisch. Der alte Spirit ist wieder da, dieser Hang zu schmutzigen Hymnen, zu Piano-Einsatz, dem Verquicken von wildem GERMS-Punk mit BLACK FLAG-Schärfe, von Rock’n’Roll mit metallischen Gitarren.

Immer wieder denkt man „Moment, das ist doch ...“, aber nein, es ist keiner der alten Gassenhauer, sondern ein neues Stück, und wann immer eine Band in den letzten 20 Jahren sich am Trademark-Sound der Helden aus Portland versuchte, sie hat im Original ihren Meister gefunden.

POISON IDEA sind wieder zurück, woran sicher Greg von ihrem Label nicht unschuldig ist, denn Southern Lord ist nicht dafür bekannt, halbgare Platten zu veröffentlichen. Zusammen mit Joel Grind von TOXIC HOLOCAUST wurde aufgenommen, gemastert hat die Platte Brad Boatright, unter anderem von FROM ASHES RISE und WARCRY.

Beide kommen auch aus Portland, dürften mit der Band also bestens vertraut gewesen sein, haben sie verstanden und das beste aus ihr herausgekitzelt. Positiv ausgewirkt hat sich sicher der Wiedereinstieg von Eric „The Vegetable“ Olson als Gitarrist, der Mitte der Achtziger zu Zeiten von „War All The Time“ in der Band war.

Vom ersten Takt an reißt „Confuse & Conquer“ mit, Jerry A ist der begnadete,wilde, rauh bellende und gurgelnde Frontmann, als den man ihn immer geschätzt hat, die Gitarren wagen sich auch mal metallisch aus der Deckung, und so brettert das Album durch Instant-Hits wie „Psychic wedlock“ (mit Piano-Intro), „Cold black afternoon“ oder „Rhythms of insanity“ und machen die Scheibe schon jetzt zum Comeback-Album des Jahres.

Heimlicher Hit: die Country-Nummer „Dead cowboy“.