PRONG

Songs From The Black Hole

Cover-Alben muss man nach zweierlei Maßstäben beurteilen: 1) Wie exquisit ist die Auswahl der Fremdkompositionen? 2) Wie gelungen ist die Neuinterpretation? In beiden Kategorien kommen die 1986 in New York gegründeten PRONG nah ran an die Höchstpunktzahl.

Mit „Doomsday“ von DISCHARGE, „Vision thing“ von SISTERS OF MERCY, „Goofy’s concern“ von BUTTHOLE SURFERS, „Kids of the Black Hole“ von ADOLESCENTS, „The bars“ von BLACK FLAG, „Seeing red“ von KILLING JOKE, „Don’t want to know if you are lonely“ von HÜSKER DÜ, „Give me the cure“ von FUGAZI, „Banned in D.C.“ von BAD BRAINS und „Cortez the killer“ von Neil Young beweisen sie ausgesprochen guten Geschmack, nahmen sich nicht gleich den offensichtlichsten Song der jeweiligen Band vor und zeigen damit, dass sie sich intensiv mit deren Werk beschäftigt haben.

Bleibt die Frage der Umsetzung. PRONG, die ja immer schnell in die Metal-Schublade gesteckt werden, aber aus der New Yorker Noise- und Hardcore-Szene der Achtziger stammen (von der damaligen Besetzung ist nur noch Gitarrist und Sänger Tommy Victor übrig), haben sich bewusst gegen Metal- und Rock-Klassiker entschieden und durchaus als PRONG erkennbar den Originalen ihren Stempel aufgedrückt.

Dabei folgen sie aber (meist) der Stimmung, der Klangfarbe des Originals, sind etwa bei KILLING JOKE oder BUTTHOLE SURFERS nah dran, bei „Kids of the Black Hole“ hingegen wurde aus einem kurzen Punk-Smasher ein intensiver, langer Rock-Schleicher.

Am besten gefällt mir jedoch das HÜSKER DÜ-Cover: die Gefahr war groß, so eine Übernummer zu ruinieren, doch das Ergebnis ist, weil gesanglich gelungen, sicher der außergewöhnlichste PRONG-Song aller Zeiten.

Als Bonus-Nummer hätte ich mir noch das famose CHROME-Cover „Third from the sun“ gewünscht, das PRONG 1988 veröffentlichten – leider ist es nicht enthalten. Im Booklet gibt’s Tommy Victors Linernotes zu jedem Song.