AM SONNTAG BIST DU TOT

Mit seinem Spielfilmdebüt „The Guard“ gelang dem britischen Regisseur John Michael McDonagh 2011 eine eigenwillige schwarzhumorige Version eines Buddy-Cop-Movies präsentiert. Mir persönlich war die Verbindung von Komödie, Drama und Genre-Versatzstücken nicht glaubhaft genug, allerdings zeigte McDonagh schon bei „The Guard“ sein Gespür für kluge Dialoge, schöne Landschaftsaufnahmen und verschrobene Charaktere.

Allen voran Brendan Gleeson als irischer „Bad Lieutenant“, ein im Grunde herzensguter Mensch. In „Am Sonntag bist du tot“ bekommt McDonaghs Irlandbild einen deutlich düsteren Ton, auch wenn die Dialoge denselben trockenen Humor aufweisen.

Erneut spielt Gleeson die Hauptrolle: diesmal die des unkonventionellen Priesters James Lavelle. Der Film beginnt gleich mit einem ziemlichen Schock, denn im Beichtstuhl offenbart jemand dem Priester, dass er in seiner Kindheit lange Jahre von einem Geistlichen missbraucht wurde und ihn deshalb am kommenden Sonntag umbringen werde.

Die Logik des Missbrauchsopfers für seine ungewöhnliche Rache lautet dabei: „There’s no point in killing a bad priest. But killing a good one – that’d be a shock.“ Also versucht Lavelle, seine letzten sieben Tagen sinnvoll zu nutzen und den schwarzen Schäfchen seiner Gemeinde ins Gewissen zu reden.

Der deutsche Titel unterschlägt dabei die religiös-philosophische Natur von McDonaghs um Themen wie Schuld, Sühne und Vergebung kreisenden Films, der eher tragisch als wirklich lustig ist.

Denn der heißt im Original „Calvary“, was sich auf den Leidensweg Christi bis zu seiner Kreuzigung bezieht, da sich auch der Priester letztendlich für die Sünden anderer Menschen opfert. Trotz dieser bitteren Konsequenz taugt „Calvary“ aber nicht als ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Problem des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche.