DER TOD WEINT ROTE TRÄNEN

Das französische Regie-Duo Hélène Cattet und Bruno Forzani hatte 2009 mit seinem Spielfilmdebüt „Amer“ eine schöne Hommage auf das italienische Giallo-Genre und Regisseure wie Dario Argento oder Mario Bava geschaffen.

Eine allerdings inhaltlich frustrierende Erfahrung, falls man dabei einen konventionellen Psycho-Thriller erwartet hatte, denn Cattet und Forzani waren mehr an kunstvoll arrangierten, surrealen Bildern voll rätselhafter Symbolik und unterschwelliger erotischer Spannung interessiert.

Mit ihrem neuen Film „L’étrange Couleur Des Larmes De Ton Corps“ (so der Originaltitel) gehen Cattet und Forzani in dieser Hinsicht sogar noch einen Schritt weiter. Zu Beginn hat man bei „Der Tod weint rote Tränen“ zwar den Eindruck als ob es hier doch eine nachvollziehbare Handlung geben würde, aber das hat sich schnell erledigt ...

Nach einer Geschäftsreise kehrt ein Mann in sein Apartment in einem Brüsseler Jugendstil-Gebäude zurück und muss feststellen, dass seine Frau spurlos verschwunden ist. Die Polizei erweist sich als wenig hilfreich, weshalb er die Suche selbst in die Hand nimmt.

Dabei wird er mit seinen bizarren Mitbewohnern konfrontiert und verliert sich immer mehr in einem labyrinthischen Albtraum, der sich weder für ihn noch den Zuschauer letztendlich entwirren lässt.

Auch wenn ich kein großer Freund von selbstzweckhaften Kunstfilmen bin, konnte mich erneut die exzessive Bilderflut von Cattet und Forzani in ihren Bann ziehen. Bild und Ton (wieder bediente man sich bei Originalmusik von Morricone oder Bruno Nicolai) ergänzen sich hier auf grandiose Art, so dass „Der Tod weint rote Tränen“ zu einem regelrecht sinnlich erfahrbaren Filmerlebnis wird.

So etwas bekommt man in solch maßloser und komplexer Form nur noch selten geboten und kommt oft mehr einem psychedelischen Drogen-Trip gleich.