DRIVE-BY SHOTS

Nagel

Schon bei MUFF POTTER war das Unterwegssein ein beliebtes Thema, in Nagels Debütroman „Wo die wilden Maden graben“, dieser immer wieder gerne von mir gelesenen Mixtur aus Tourtagebuch und Erinnerung an eine Kleinstadtjugend, sowieso.

Und ja, auch der Protagonist aus dem Roman „Was kostet die Welt“ hält es zu Hause nicht aus, muss in die Ferne und wenn es nur an die Mosel ist. Dorthin also, wo alle nur Wein trinken und Menschen „Trink nie Wasser“ auf Teller schreiben.

Wie auf diesem Foto in der gleichnamigen Story in Nagels neuem und dritten Buch. Denn ja, er ist immer noch viel unterwegs, um aus seinen Büchern zu lesen, um die Welt kennen zu lernen, um sich Notizen in ein Büchlein zu kritzeln, um Fotos zu machen.

Aus den Notizen wurden dann diese Geschichten hier und die Bilder untermalen das Ganze. So kann man Nagel dabei begleiten, wie er das Nachtleben von New Orleans durchstreift, wie er in Vancouver seine Kamera geschenkt bekommt, in Israel mit vermeintlichen Rechten in Krisengebiete fährt, in Ägypten mit verkappten Rassisten tauchen geht, während er in Kenia fast ertrinkt.

In Wien nächtigt er da, wo es die Hipster tun, in Thüringen lässt er sich erklären, dass man auf einer „Kirmes“ nicht Achterbahn fährt, sondern in die Kirche geht. Nagel erzählt auf charmante Weise, lässt dich glauben, du seist dabei.

Mal reist er alleine, mal trifft er Menschen, mit denen er durch die Gegend zieht. Mal ist er in Begleitung unterwegs, mal auf Tour. Die Fotos runden das Ganze perfekt ab, der/die eine oder andere Gastfotograf/in darf auch mal ran.

Mein Highlight ist aber ohnehin die Abbildung von Nagels APPD-Mitgliedsausweis aus früheren Tagen. Gute Idee, schön umgesetzt, feines Buch.