FORELLE GRAU

Olaf Schwarzbach

Bislang ist Olaf Schwarzbach in erster Linie als Karikaturist OL bekannt. Das dürfte sich mit „Forelle Grau“ ändern, einem autobiografischen Roman über sein Aufwachsen in der DDR. Manchmal etwas hastig zusammengestoppelt, vereinzelt mit kleinen Ungereimtheiten, immer aber authentisch verdichtet er seine Erinnerungen in einer Collage aus Anekdoten, Erinnerungsfetzen, Originalfotos, Briefen und – besonders interessant – den Stasi-Unterlagen zu seiner Person zu einem lesenswerten Abbild einer Zeit, über die zwar schon viel geschrieben, die aber selten von der Seite eines aktiven Untergrundlers beleuchtet wurde.

Neben vielfältigen Einblicken in den DDR-Alltag all jener, die sich trauten, ihre Meinung trotz Repressalien öffentlich zu äußern (die Stasi-Rekrutierungspraxis in den Reihen der Oppositionellen inklusive), vertritt Schwarzbach bisweilen ganz andere Auffassungen als manche Lehrbuchmeinung, so zum Beispiel die Rolle der Kirche betreffend.

Die kircheninterne Bewegung, die häufig als das Epizentrum der friedlichen Revolution dargestellt wird, beschreibt er als Singkreis mit biederem, kleinkariertem Anstrich, von dem man sich als reflektierter Mensch nur abwenden konnte.

Der nicht zu verleugnende Verdienst der Kirche bestand seiner Darstellung nach eher in der Bereitstellung von Räumlichkeiten und Ressourcen für Regimekritiker. Wer die Siebziger und Achtziger in Ostdeutschland selbst miterlebt hat, wird manches wiedererkennen und während der Lektüre mit Wehmut oder Wut zurückblicken.

Alle anderen werden einige Dinge in Zukunft besser verstehen und Menschentypen und Verhaltensmuster hinter der namenlosen DDR-Bürgermasse dieser Zeit erkennen können. Lesen! Unterhält. Und bildet.