CRATE DIGGER

Bob Suren

Bob Suren, von dem wahrscheinlich nicht wenige einen Release seines Burrito-Labels im Schrank stehen haben, hat so gut wie alles durch, was man im Punk- und Hardcore-Mikrokosmos auf seiner Liste abhaken kann: Kleinstadtjugend mit erschwertem Zugang zu Punk nebst zugehörigen Tonträgern, erste Konzertgehversuche, Fanzine, Band, Vertrieb, Label, Laden, Konzertveranstalter und Tourbooker.

Bob hat alles erlebt, gemacht und gesehen. Seine Erinnerungen sind ein Füllhorn von Anekdoten, die er in nahezu allen Kapiteln an Platten aufhängt. Diese Platten stehen mit der kurzen, meist zwei bis vierseitigen Geschichte im direkten oder entfernten Zusammenhang, was vor allem dann neugierig macht, wenn es sich um Platten aus der eigenen Favoritenliste handelt.

Die alphabetische Ordnung nach Bandnamen bricht dabei mit einer chronologischen Entwicklung vom Jugendlichen aus dem Hinterland von Florida bis hin zum Ladenbesitzer und Labelbetreiber. Das erschließt sich zwar erst im Gesamtkontext, macht aber so auch einen ungeheuren Spaß.

Die Begeisterung von Bob klingt auch nach all den Jahren immer noch durch, sein Verständnis dafür, in seiner kleinen Rolle Teil eines größeren Ganzen zu sein, was das Network of Friends in den Achtziger und Neunziger Jahren ausgemacht hat, und sie steckt an.

Ein sympathischer Zeitgenosse, der oft spontane Entscheidungen trifft und selten zu planen scheint, erzählt in einer sehr angenehmen und lockeren Art seinen Werdegang und ganz nebenbei, wie die Punk-Szene damals wirklich funktionierte.

Wunderbare Bettlektüre, bei der auch bei schwerster Müdigkeit immer noch ein kurzes Kapitel geht.