ZURÜCK AUS DER HÖLLE

Sascha Bisley

Es gibt die unterschiedlichsten Arten von wertvoller autobiografischer Gefängnisliteratur. Angefangen bei einem weltliterarischen Werk wie „Papillon“ von Henri Charrière über unbeschönigte Eindrücke in die sich nahezu selbstverständlich der Gewalt bedienende Lebenswelt von Heinz Sobota („Minus Mann“) bis hin zu Peter-Jürgen Boocks (R.A.F.) Leben im Hochsicherheitstrakt („Schwarzes Loch“).

Und nun veröffentlicht Sascha Bisley ein Buch, in dem er sich mit seiner gewaltaffinen Vergangenheit auseinandersetzt, an deren Tiefpunkt er zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren auf Bewährung verurteilt wurde, allerdings zuvor neun Monate in U-Haft in einem Jugendgefängnis verbrachte.

Auf den ersten Eindruck klingt dies verhältnismäßig unspektakulär. Das Besondere hieran ist Saschas Auseinandersetzung mit seinem Delikt und der zweiten Begegnung mit dem von seiner Tat Betroffenen: Gemeinsam mit einem Freund fügte er im alkoholisierten Zustand einem Obdachlosen lebensbedrohliche Verletzungen zu, von denen er sich nicht erholte und an denen er wenige Monate nach der Gerichtsverhandlung starb.

Mitten im Prozess aber passierte etwas, das den Wendepunkt in Saschas Leben markiert: Der Obdachlose geht auf ihn zu und vergibt ihm seine Tat ... Man merkt dem Buch an, dass der Autor sich intensiv mit seiner eigenen Biografie, der Tat und der Zeit im Gefängnis auseinandergesetzt hat.

Das Buch zeigt, wie wichtig der Dialog zwischen den Konfliktparteien ist, wie spätere Verantwortungsübernahme für das begangene Delikt aussehen kann und was für eine heilende Funktion der Vergebung zukommen kann.

Nur den reißerischen Titel hat es nicht verdient.