ELECTRIC BOOGALOO

In der letzten Ausgabe gab es mit „Die Abenteuer des Herkules“ und „Sindbad – Herr der sieben Meere“ bereits zwei schöne Beispiele für das Schaffen der 80er-Jahre-Trash-Schmiede Cannon, die damals berühmt-berüchtigt für solche Low-Budget-Machwerke war.

Das Schicksal der Firma bestimmten in den Jahren 1979 bis 1989 maßgeblich die beiden filmbesessenen israelischen Cousins Menahem Golan und Yoram Globus, die die finanziell angeschlagene Firma damals mit der Absicht übernahmen, den alteingesessenen Major Studios in Hollywood Konkurrenz zu machen.

125 Filme entstanden zu dieser Zeit, deren internationale Verleih- und Fernsehrechte nach Möglichkeit bereits verkauft sein sollten, bevor es überhaupt ein fertiges Endprodukt gab. An Ehrgeiz fehlte es Golan und Globus jedenfalls nicht, die fleißig expandierten, eine Kinokette ihr eigen nannten und in den Achtzigern auch vom einsetzenden Video-Boom profitierten, bis dieser abflaute und dem dynamischen Produzenten-Duo den Todesstoß versetzte.

Letztendlich scheiterten beide an ihren allzu hochgesteckten Ambitionen, die sich nicht immer in den Produktionen der Firma widerspiegelten und die selten ein gesundes Gleichgewicht zwischen Trash und echtem Anspruch fanden.

Ohne Cannon wäre die Welt jedenfalls um einige Meisterwerke von Sylvester Stallone, Chuck Norris oder Jean-Claude Van Damme ärmer, mit ihrer grenzwertigen Mischung aus Patriotismus und Selbstjustiz.

2014 verstarb Menahem Golan, und inzwischen gibt es mit „Electric Boogaloo“ und „The Go-Go Boys“ gleich zwei Dokumentationen, die sich mit der Geschichte von Cannon Films beschäftigen. „Electric Boogaloo“ erschien hierzulande inzwischen auf DVD und Blu-ray und ist eine extrem rasante und unterhaltsame Geschichtsstunde über die Mechanismen der Filmindustrie.